Astrée und Céladon – der Briefwechsel zwischen Johann III. und Marysieńka
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Musée Palais de Wilanów

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Astrée und Céladon – der Briefwechsel zwischen Johann III. und Marysieńka
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Im August und September 1661 versenkte sich der Großstandartenträger der Krone Jan Sobieski leidenschaftlich in französische Romanzen. Hingerissen verschlang der er Honoré d’Urfés Schäferroman L’Astrée (Paris 1632), den ihm die Dame Marie Casimire Zamoyska aus der Bibliothek ihres Gemahls, des Magnaten von Zamość, entliehen hatte. Sobieski war hingerissen von den Geschicken der abweisenden Schäferin Astrée und ihres sentimentalen Liebhabers Céladon sowie die Geschichten eines Dutzends weiterer Paare im Forez, einer Landschaft in Südfrankreich, in der sich die Handlung des Romans abspielt – eine lange Handlung, die sich über hunderte von Seiten in fünf dicken Folianten hinzieht.

Der Einfluss der L’Astrée, jenes Breviers des vollkommenen Adeligen, das Höflichkeit und Diskretion, Eleganz und Benehmen in Worten und Taten, die Kunst des Verfassens von Briefen und anderes lehrt, auf das Leben des Freundes der Frau Zamoyska war enorm. Unter dem Eindruck der Romanze von d’Urfé optierte der junge Standartenträger, der vorhatte, in Frankreich ein Landgut zu erwerben, insbesondere für die Provence, da diese sich unweit der Forez befand. Aus diesen Plänen wurde bekanntlich nichts, aber die Lektüre fruchtete auf andere Weise: Nach dem im Roman zum Ausdruck gebrachten Wertekodex der Schäfer der Forez legte die vollkommene Liebe, die auf gegenseitigem Erkennen beruhte, es den Liebenden nahe, ihre Gefühle einander in Gesprächen und besser noch im Briefwechsel genauestens darzulegen. So begannen die Briefe Sobieskis an die junge Dame Zamoyska eine andere Form anzunehmen. Sie begannen allmählich eine Art Ritual der Verehrung der geliebten und einzigen Frau zu werden (insbesondere nach seinem Liebesschwur in der Warschauer Karmelitenkirche im Jahr 1661) und enthielten eine eingehende Analyse der eigenen Gefühle und derer der Empfängerin seiner Briefe. Die Verliebten verwendeten aus Angst vor Entdeckung verstärkt eine besondere Verschlüsselung, die es Unberufenen erschwerte, die Bedeutung zu erkennen. Diese Chiffre beruhte auf der Verwendung von Pseudonymen (manche von ihnen entnommen aus dem Roman von d’Urfé), die sich auf Personen und Gegenstände bezogen. Die Hauptfiguren des Briefwechsels – Jan Sobieski und Marie Casimire – bezeichnen einander gegenseitig als: Beaulieu, Céladon, Herbst, Pulver, Orondat und Silvander bzw. als Astrée, Essenz, Aurora, Kleopatra, Rose und Gräfin Soissons. Die Briefe wurden nach Konfitüren oder Früchten benannt, die Liebe als Orangen, die Gesundheit als Gestank bezeichnet. Die Umgebung der beiden (Hof und Familie) trägt witzige, manchmal boshafte Pseudonyme. Das betraf vor allem Jan Zamoyski (Springbrunnen, Pfeife, Pferd, Makrele) und seine hochnäsige Schwester (Bassgeige, Bratpfanne), aber sogar ihre Diener (Dornen, Riemen). Seevögel bezeichnen die Eltern der Marie Casimire, der Spielplatz ist der Warschauer Hof und der Zauberpalast steht für Versailles und Paris. Leider ist es nicht gelungen, alle Pseudonyme zu entschlüsseln. So werden wir wohl nie erfahren, wer gemeint ist mit: Schwamm, Apfel, Knie, Krokodil, Nachttopf, Pantoffel, Spürhunde. Keine Zweifel besteht jedoch daran, dass das Paar sich durchaus durch Sinn für Humor auszeichnete.

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