Beziehungen zwischen König und Adel
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Musée Palais de Wilanów

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Beziehungen zwischen König und Adel
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Das Verhältnis des Adels, der polnischen Szlachta, zur Person des Königs sah auf den ersten Blick eher paradox und innerlich widersprüchlich aus, war aber in Wirklichkeit komplex und stellte einen wichtigen Bestandteil ihrer politischen Haltung dar. Diese entwickelte sich aus der damaligen Mentalität, der historischer Erfahrung der Szlachta und ihrem Standesbewusstsein der eigenen gesellschaftlichen Bedeutung. In der Person des Monarchen hat man den Wächter der Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit des Königreiches gesehen, als Interpreter, Rechtsgeber und ausführendes Organ des Rechts, der Vater im Sinne seiner Untertanen handeln würde. In der Haltung der Szlachta ist Respekt und sogar Verehrung des Herrschers deutlich zu erkennen. Die Folgeleistung und Schutz der Königswürde gehörte zu den unbestrittenen Pflichten eines jeden Adeligen. Auf der anderen Seite musste der Herrscher seinen Pflichten nachgehen. An erster Stelle gehörte dazu die Liebe zu seinen Untertanen und die Befolgung der Gesetze und die Anhörung der guten Ratschläge. Diese Haltung rührte von der Idee der Partnerschaft zwischen den freien Bürgern und dem König, der von ihnen ja gewählt wurde. Dafür sollte er ihnen dankbar sein.

Der Stand der Szlachta zeichnete sich durch ein tiefes Mistrauen gegenüber den späteren Herrschern aus, denn es kursierte unter ihnen eine allgemeine Überzeugung, dass im Wesen des Königtums die Tendenz zur absoluten Macht steckte, eine Überzeugung, die zur Regierungszeit Sigismunds III. Wasa weit verbreitet war. Aus diesem Grunde sah die Szlachta die Kontrolle des Königs als ihre oberste Aufgabe und die Ermahnung zur Befolgung des Rechts, was ihn ja nicht beleidigen sollte. Man hat auch oft genug die Freiwilligkeit der adeligen Verpflichtungen gegenüber dem Monarchen und dem Staat herausgestellt. Jedoch die Ermahnung des Königs sollte nicht ohne des gebührenden Respekts und Hochachtung erfolgen, was man aus den Worten des Starosten von Drohobycz auf dem Warschauer Wahlreichstag im Jahre 1585 deutlich erkennen kann: „Unnütz sind jene Proteste und – wie man hört- sehr bissig, denn es ist ungehörig und nicht standhaft, Sie so per extrema zu behandeln“.

Aus einer so komplexen Weltanschauung geht hervor, dass die Vertreter der Szlachta einerseits den König zeremoniell und hochachtungsvoll behandelt haben, andererseits nicht zurückschreckten, seine Vorgehensweise direkt zu kritisieren und ihm seine Abhängigkeit von ihnen vor Augen zu führen. „Seine Majestät. [WKM - Wasza Królewska Mość] sollte jedoch zu allen in gleichem Maße gnädig sein und um ihre Zustimmung und Freundschaft sich ernsthaft bemühen, denn es sind jene Herren, jener Kronrat, jene Fürsten, in deren Königreich nun Ihre Majestät jetzt herrscht und die Ihre Majestät zum König gewählt haben. Ihre Majestät hat und nicht mit Schwert besiegt oder die Königswürde mit Gewalt erobert. Nicht so wird man polnischer König, sondern wenn diese Herren und der gesamte Kronrat ihn für würdig ansehen und gemeinsam mit uns Rittern, ihren jüngeren Brüdern, zusammen für ihren Herrscher wählen. Deshalb sind wir der königlichen Gunst Ihrer Majestät im gleichen Maße würdig und bitten, unseren Ratschläge Gehör zu schenken.“ – ermahnte ein Abgeordneter des polnischen Sejms König Sigismund August anlässlich seiner Begrüßung auf dem Reichstag in Piotrków im Jahre 1548, dem ersten Regierungsjahr des Königs.

Außerhalb des Protokolls blieben jedoch die Beziehungen zwischen den Abgeordneten und dem Monarchen eher gespannt. Auf demselben Reichstag in Piotrków haben die Abgeordneten die Absage des Königs, sie in ihren Plenarsaal aufzusuchen, als Undankbarkeit aufgenommen besonders deshalb, weil seine Majestät dabei „stolz mit Kopf verneint hatte“. Die zwischen König Sigismund August mit Barbara aus dem Hause Radziwill geschlossene Ehe wurde vom Adel nicht akzeptiert und war ein latenter Grund für dauerhafte Spannungen. Der ausdrückliche Wunsch des Königs, die unangenehme Frage nicht aufzugreifen, hielt die Abgeordneten nicht davon ab. „In libera Republika steht mir frei zu meckern und zu sprechen“ – antwortete dem König trotzig der Wojewode von Krakau. In demselben Sinne sprach auch stolz der Wojewode von Sandomierz: „Seine Majestät möge seinem Kronrat das Wort nicht verbieten, denn dafür wurden Räte berufen, um unlautere Vorhaben der Herren abzubremsen.“ Gleichzeitig erkennt man in der Handlungsweise der Abgeordnetengewissen Maß an Hochachtung für den König. Nach einer demütigen Bitte des Vertreters der Abgeordnetenkammer, von der Eheschließung abzulassen, alle anwesenden, insbesondere die edelsten Hofdiener und Szlachta knieten vor ihm nieder, um diesem Wunsch Ausdruck zu verleihen. Aber am nächsten Tag schlugen die von ihm beleidigten Senatoren seine Einladung aus. Könige haben nicht immer ruhig Kritik und manchmal unverschämtes Verhalten der Abgeordneten ertragen. Sichtlich irritiert hat Sigismund August die Kritik und die Belehrungen der Szlachta aufgenommen, insbesondere die Tatsache, dass sein Eheleben zu einer öffentlichen Debatte hochgeschaukelt wurde. Viel schlechter nahm die Kritik der König Stefan Bathory auf, der an die in der Adelsrepublik herrschenden Sitten und freien, unverhohlenen Äußerungen der Abgeordneten nicht gewohnt war. Auf dem Generalreichstag in Warschau im Jahre 1585 ergriff er den Säbel, um den unverschämten Abgeordneten zu bestrafen, der ihm unrechte Handlungsweise vorgeworfen hatte. Der Abgeordnete hat nach seiner Rede schleunigst den Saal verlassen und der König mit eindringlichen Bitten der Senatoren beschwichtigt.

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