Bildung in der Familie Sobieski
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Musée Palais de Wilanów

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Bildung in der Familie Sobieski
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In der Familie Sobieski, deren Blütezeit im 16., 17. Und 18. Jahrhundert lag, hatte die Sorge um die bestmögliche Erziehung der Nachkommen eine lange Tradition. Der Großvater des kommenden Königs, Marek Sobieski, ein unbekannter Adeliger aber hervorragender Soldat, machte Kariere nicht nur dank seinem Ehrgeiz und gesellschaftlichem, politischem, materiellem Aufstieg und guten Beziehungen zu Jan Zamoyski. Hätte er nicht eine gewisse Bildung gehabt, könnte er als junger Mann nicht an den Königshof gelangen. Der Vater des künftigen Königs, Jakob Sobieski, besuchte die Zamoyski-Akademie. In den ersten Jahren lernte Jakob die polnische Sprache, Latein und Griechisch, Grammatik, Rhetorik und Dialektik kennen, die Kunst der Erlangung von Wahrheit und Wissen, die Kunst des einfachen und präzisen Denkens und Betrachtungsweise. Als Schüler der Unterstufe lernte er Polnisch indem er Jan Kochanowskis Handbuch Ortografia (Die Rechtschreibung) studierte und Platon, Aristoteles, Demosthenes und Cicero als fremdsprachige Lektüre las. Die obere, akademische Stufe ermöglichte ihm, humanistische Fächer zu vertiefen und sich auf ein Studium im Ausland vorzubereiten. In der Oberstufe lernte er Mathematik, Rhetorik, Politik, Ethik, Jura und Medizin kennen. Unter Aufsicht des Dichters Szymon Szymonowic, einem Professor der Zamoyski- Akademie, verbrachte er acht von zehn vorgeschriebenen Jahren an der Schule. In der Zamoyski-Akademie wuchs seine Verehrung der humanistischen Fächer. 1604 schickte ihn sein Vater, Marek Sobieski, für zwei Jahre an die Krakauer Akademie. Nach Vaters Tod im Jahre 1605 übernahm die Stiefmutter Jakobs weitere Erziehung. Gemäß dem Willen ihres Mannes wollte sie ihren Stiefsohn zum Studium ins Ausland schicken. Sie entschloss sich für Paris. Die Pariser Universität erfreute sich damals größerer Hochachtung als italienische Hochschulen und ihr Renommee war unangefochten.

Jakub Sobieski kehrte nach Polen nach sechs Jahren zurück, die er für Studium und Reisen durch Europa genutzt hatte. Seine Studienjahre haben viel Geld gekostet, denn der junge Adelige aus einem bekannten Geschlecht musste in einem gewissen Stil reisen, was ihm Bekanntschaften mit anderen einflussreichen Persönlichkeiten ermöglichen sollte. Die französische Hauptstadt hat Jakub verzaubert und hätte ihm wahrscheinlich viel Vergnügen bereiten könne, wenn da nicht die Selbstdisziplin des jungen Mannes gewesen wäre. Viel Wert legte er nämlich auf das Erlernen der Fremdsprachen.

Das Reisen ermöglichte ihm, verschiedene Systeme und politische Probleme der Länder kennenzulernen, in welchen er sich länger aufgehalten oder nur kurz bereist hatte. Jakub Sobieski machte dabei viele Notizen, die er später für seine Publikation - ein Reisetagebuch verwendet hatte. Im Jahre 1609 besuchte der junge Sobieski London, Amsterdam und Brüssel. Im Sommer des nächsten Jahres reiste er in die Normandie und weiter Richtung Pyrenäen. Auf dem Weg dahin hielt er sich in Blois, Poitiers, Tours, Bordeaux und Navarra auf. Auf der Iberischen Halbinsel erreichte er Pamplona, Lissabon, Toledo und Madrid. Die spanische Hauptstadt verließ er im Sommer 1610 um nach Italien zu reisen. In Italien hielt er sich am längsten in Sein auf, wo er Italienisch gelernt hatte. Dann kam er nach Rom. Bezaubert durch seine Schönheit reiste er nach mehreren Wochen weiter nach Süden, nach Neapel. Auf der Rückreise kam er wieder nach Rom und von dort reiste er nach Venedig im Norden weiter. Die Stadt hat ihn wie früher Paris und Rom stark bezaubert. Die Grand Tour von Jakob Sobieski ging jedoch zu ende. Venedig war seine letzte Station.

Nach seinem Studium und der Reisezeit sprach er fließend französisch, italienisch, spanisch, deutsch und lateinisch, am wenigsten Altgriechisch. Erwähnenswert ist, dass er vom Hause aus auch das Russische kannte.

Er besaß profundes Wissen über Kunst, Architektur, Erziehung und Literatur, insbesondere antike Literatur. Sechs Jahre, die er für Studieren und Reisen verwendet hatte, brachten dem Vater des künftigen Königs die Liebe zum Lernen bei. Jede freie Minute setzte er für die Lektüre der Bücher ein. Ähnliche Liebe zeichnete auch Jan Sobieski aus, was nicht wundern soll, denn Jakob legte auf die Bildung seiner Kinder sehr viel Wert. Beide Söhne, Markus und Johann, wurden von der Wiege auf im Kult der Ahnen erzogen, zuerst in Złoczów, später in Żółkwia, wo die Burg mit Erinnerungen an den Urgroßvater, den großen Feldhetman und Kanzler der Krone Stefan Żółkiewski reichlich bestückt war.

Jakob selbst plante die Erziehung seiner Söhne, der künftigen Staatsmänner und Heerführer. Im Elternhaus, in dem familiäres und gesellschaftliches Leben blühte, konnte sie zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten begegnen. Die Natur verlieh beiden Söhnen Sobieskis die Fähigkeit, neues Wissen mit Leichtigkeit zu erlernen und existierende Begabungen zu verbessern: schon als mehrjähriges Kind konnte Johann sehr gut reiten, malen, Gitarre und Flöte spielen. Im Jahre 1640 wurde der zwölfjährige Marek (Markus) und elfjähriger Johann wurden in die Krakauer Erziehungsanstalt Kollegium Władysławowsko-Nowodworskie abgegeben. Ihre Betreuer wurden von Jakub Sobieski mit detaillierten Instruktionen ausgestattet. Darin betonte er, dass die Bildung Schmuck eines jeden Menschen sei und sein Prestige steigere auch dann wen er nur ein Knecht sei. Er sagte aber auch, dass die Bildung im Einklang mit polnischen Sitten erfolgen soll. Seine Söhne sollten Manieren lernen und gesellschaftliche Umgangsformen einüben. Sie sollten Sport und Kriegshandwerk üben und Reiten lernen. Er engagierte einen Pfarrer, der für seine Söhne tägliche Messe lesen sollte und kaufte eine Badewanne, um für die Körperpflege zu sorgen, ohne die öffentlichen Badeanstalten besuchen zu müssen. Die Instruktionen Jakub Sobieskis an den Hauptbetreuer seiner Söhne, Paweł (Paul) Orchowski, waren noch detaillierter. Markus und Johann sollten großen Wert Fremdsprachen legen und Rhetorik, Stilistik, Dialektik, Geschichte, Philosophie, Mathematik und Physik pauken. Die jungen Sobieskis wurden sofort in die zweite Klasse, die Klasse für Poetik eingeschrieben. Im Kollegium herrschte eine strenge Disziplin. Täglich um neun Uhr wurde für alle Schüler eine Messe abgehalten. Vormittags dauerte der Unterricht von sieben bis neun und nachmittags von vierzehn bis siebzehn Uhr. In der zweiten Klasse wurde Poetik unterrichtet. Man lernte Gedichte zu schreiben, studierte antike Autoren, lernte Geographie, Geschichte und Mathematik. In der dritten Klasse begann der Unterricht um acht Uhr. Unterrichtet wurde Rhetorik, Alte Geschichte Geographie und Katechismus. Man studierte antike Autoren. In der vierten Klasse, der Dialektik-Klasse, wurde Logik, Alter Testament, Altgriechisch und Grundlagen der Kalenderführung unterrichtet.

Dieser Lernstoff hat jedoch den anspruchsvollen Eltern der jungen Sobieski nicht genügt. Privatlehrer unterrichteten sie in Fremdsprachen: Deutsch, Türkisch, Italienisch und Französisch und sorgten dafür, dass die Jungen Aufsätze auch in polnischer Sprache schreiben. Der Unterricht dauerte elf, manchmal zwölf Stunden pro Tag. Zum Glück sorgte der Reit- und Fechtunterricht, Bogenschießen, Wandern, Rennen und Spiele im Freien für den notwendigen Ausgleich und Erholung.

Nach dem Abschluss des Kollegiums Władysławowsko-Nowodworskie haben sich beide Sobieskis wie einst ihr Vater an der Krakauer Akademie immatrikuliert, obwohl viele Eltern der gleichaltrigen Schüler in dieser Zeit die Krakauer Hochschule außer Acht gelassen haben. Die Blütezeit der Akademie war vorbei. Zum Niedergang trug das Bestreben der Jesuiten, die Frömmigkeit der Studenten durch häufige Teilnahme an Messen und Gottesdiensten, an Prozessionen und Erziehung zur Intoleranz gegenüber Andersgläubigen, zu vertiefen. Während des Studiums der Philosophie in Krakau haben Marek und Johann ihre oratorischen Fähigkeiten verbessert. In baldiger Zukunft wird sich zeigen, dass hervorragende Redner waren. Die Krakauer Akademie haben sie im Jahre 1646 abgeschlossen. Aber ihr Aufenthalt im elterlichen Haus sollte nicht lange dauern, denn auch sie sollte ihre Erziehung durch das Studium im Ausland, natürlich in Paris, und eine Reise, die der Vater für sie abgesteckt hatte. Vor der Abreise nach Krakau vor sechs Jahren haben ihre Betreuer eine umfassende Instruktion mit Ratschlägen und Hinweisen erhalten. Jetzt war es ähnlich. Marek und Johann sollten fünf Stunden täglich lernen. Manieren, Aussprache und Grundlagen der Diplomatie sollte ihnen ein engagierter Privatlehrer, selbst guter Politiker und Redner, beibringen. Um die Kunst der Konversation zu erlernen, wurden sie von zwei Lehrern der deutschen und französischen Sprache begleitet. Jakob Sobieski ermahnte die Begleiter von Marek und Johann, seine Söhne mögen religiöse Praktiken nicht vernachlässigen, körperliche Leistung durch Spiele und Reiten fit halten und moderne Tänze einüben. Die jungen Sobieskis besichtigten die besuchten Städte mit großem Interesse. Auf dem Weg nach Paris sahen sie auch viele Sehenswürdigkeiten, etwa den Sitz Luthers in Wittenberg und schwedische Belagerungsarmee bei Leipzig. Die Strecke nach Paris führte über Amsterdam und Brüssel. Wie der Vater, habe auch sie jetzt alle Beobachtungen notiert. Während des Studiums besichtigten sie Paris und machten zahlreiche Ausflüge durch Frankreich – nach Orlean, Tours, Nantes, La Rochelle, Blois, Bordeaux, Marseilles und Toulon. Marek absolviert auch sein Dienst in der königlichen Garde, wodurch er die westeuropäische Kriegsführung kennengelernt hatte. Ihr Grand Tour begann in England, wo sie London, Oxford und Windsor besichtigt hatten. Die zweite Etappe führte sie nach Holland, wo sie ein kurzes Studium der Mathematik unter der Leitung eines der besten Kenner des Fachs absolviert hatten. In den Niederlanden besichtigten sie Breda, Antwerpen, und Brüssel. Die nächste Etappe sollte sie in den osmanischen Staat führen, aber gerade in dieser Zeit brach der Chmelnicky-Aufstand aus. Die Grand Tour der jungen Sobieskis ging zu Ende.

Johann III. legte viel Wert auf die Erziehung seiner Nachkommen. Alle seine Kinder haben eine sorgfältige Erziehung genossen. Der erstgeborene Jakobus wurde von Privatlehren erzogen. Er wurde in denjenigen Fächer unterrichtet, wie einst sein Vater, das heißt in Fremdsprachen in den Fächern, die einem künftigen Staatsmann und Heerführer nützlich sein konnten. Er kannte Französisch, Deutsch, Latein, Russisch und Griechisch. Kenntnisse der Kriegstaktik hat er in Praxis erlernt. Die Zeitgenossen haben sein Können auf diesem Gebiet hoch geschätzt.

Eine sorgfältige Erziehung haben auch Töchter der Familie Sobieski genossen. Profundes Wissen erhielt auch die Enkelin von Johann III., Maria Clementina. Seit 1719 war sie mit dem englischen Thronanwärter James Francis Stuart verheiratet. Sie kannte fünf Fremdsprachen: Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Über die Wahl als dritte Gattin des in England nicht akzeptierten englischen Königs James Stuart entschied ihre Herkunft, Bildung und Schönheit.

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