Carlo Maurizio Vota – italienischer Jesuitenpater, Beichtvater Johann III. Sobieskis
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Musée Palais de Wilanów

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Musée Palais de Wilanów

Carlo Maurizio Vota – italienischer Jesuitenpater, Beichtvater Johann III. Sobieskis
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Eine der berühmtesten und unternehmerischsten „grauen Eminenzen” der Epoche, ein außergewöhnlich talentierter Philosoph und Gelehrter, der als ein großer Anhänger des Gedankengutes von Galileo Galilei galt. Er kam 1629 in Turin auf die Welt, studierte zuerst in Avignon und Lyon, ging anschließend nach Rom. Im Jahre 1661 zog Vota nach Venedig, wo er als Lehrer der berühmten Elena Lukrezia Cornaro Piscopia (1646-1684) tätig war, der ersten Frau, der ein Doktortitel der Philosophie verliehen wurde. Vota vermittelte ihr die Grundlagen der Mathematik, der Naturwissenschaften und Astronomie. In Venedig verbrachte er 17 Jahre.

In Turin schuf er einen architektonischen Entwurf für den zukünftigen Sitz des Collegio dei Nobili. Den Grundstein unter den Bau legte im Jahre 1679 die Regentin Savoyens Maria Giovanna Battista. Die Bauarbeiten leitete Michelangelo Garove. Heute ist dieses Gebäude unter dem Namen Palazzo dei Muzei bekannt.

Votas Interessen galten mitnichten nur der Wissenschaft und Architektur. Als eine außergewöhnlich lebhafte Persönlichkeit war er vor allem auf dem Gebiet der Politik und der Diplomatie besonders erfolgreich. Der Papst Innozenz XI. schickte ihn in einer Sondermission an den Hof des polnischen Königs; er blieb an Sobieskis Seite bis 1682.

Inoffiziell diente Vota angeblich dem Kaiser. Dieser schickte ihn im Jahre 1684 nach Moskau, um den Zaren für sich zu gewinnen, damit dieser seine Einstellung den Katholiken gegenüber ändert und ihnen erlaubt, ihren Glauben frei ausüben zu können.

Vota rettete auch das Bündnis zwischen Polen und Österreich, indem er die Vermählung des Prinzen Jakub arrangierte, wodurch der Zerfall der Hl. Liga verhindert werden konnte. Sobieski empfand nämlich als beleidigend, dass Ludwika Karolina, Alleinerbin der vermögenden Magnatenfamilie der  Radziwiłł, um deren Hand Prinz Jakub anwarb, Karl III. Philipp von Wittelsbach, einen Schwager des Kaisers Leopold I. heiratete. Dem Jesuitenpater gelang es, Sobieski vor einer eventuellen unüberlegten Reaktion zu bewahren. Über Kardinal Francesco Buonvisi benachrichtige er den Wiener Hof über die Reaktion des polnischen Königs und trug dazu bei, dass dem Prinzen Jakub die Hand der Pfälzer Gräfin Hedwig Elisabeth, einer Schwester Karls III. angeboten wurde.

August II. der Starke, Sobieskis Nachfolger, wählte Vota zu seinem geistigen Führer und nahm ihn 1699 nach Dresden mit. Von diesem Zeitpunkt an stieg der Einfluss des Katholizismus in den Hofkreisen des bis dahin mehrheitlich protestantischen Landes Sachsen. Vota führte eine umfangreiche Korrespondenz mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten der Epoche, u.a. mit Leibniz. Es wird vermutet, dass  er im Dienst Friedrichs III. stand, denn auf dem sächsischen Hof verbreitete er nicht nur den Katholizismus, sondern setzte sich auch für die Interessen Preußens ein.

Carlo Maurizio Vota verließ Dresden im Jahre 1710. Er starb 1715 in Rom. Der Tagebuchautor Philippe Dupont erinnert sich an seinen Aufenthalt in Polen mit folgenden Worten: „Es war einer der Menschen, die mit allen Wissenschaften vertraut sind, die über allumfassende Weisheit verfügen, was man überaus selten bei einem einzigen Menschen erleben kann. Er beherrschte perfekt Latein, Italienisch und Französisch, war ein großer Theologe, nichts aus der antiken und neuzeitlichen Geschichte war ihm fremd. Er war auch ein exzellenter Kenner der Chronologie und Geografie, verstand sich mit den Interessen der europäischen Herrscher nicht schlechter als die fähigsten Minister. Kurz gesagt, er war eine der größten Gelehrten damaliger Zeit, der auch sehr redegewandt war. Er konnte von Morgenstunden bis Abends ununterbrochen sprechen. Er war außerdem ein eifriger Anhänger des Hauses Österreich”.

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