Der ungarische Gegenspieler von Johann III
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Musée Palais de Wilanów

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Der ungarische Gegenspieler von Johann III
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Eine der buntesten mitteleuropäischen Persönlichkeiten des ausgehenden 17. Jahrhunderts heißt Imre Thököly. In polnischer Sprache Emeryk Tekieli wurde 1657 in Käsmark (Kežmarok) bei Zips geboren, wo seine Familie große Landgüter verwaltet hatte. Er wuchs im anarchistischen Milieu der ungarischen Aristokratie auf, wurde aber sehr früh Waisenkind. Da er jegliche Bevormundung ablehnte, musste er 1670 seine Heimat verlassen und flüchtete nach Siebenbürgen. Im Herzogtum kamen viele junge Menschen zusammen, die sich an Habsburgern für die Protestantenverfolgung rächen und die konfiszierten Güter zurückbekommen wollten. Kaiser Leopold I. Versuchte die Autonomie der ungarischen Stände zu beschneiden, den Osthandel zu monopolisieren (Gründung der Viehhandel-Kompanie im Jahre 1651 und der ersten Orientalischen Kompanie 1667), das autonome ungarische Parlament aufzugeben und die Verwaltung des Landes der kaiserlichen Verwaltung unterzustellen. Aber die volle Wut entbrannte erst dann, als Leopold I. am 23.02.1665 die ungarische Verfassung außer Kraft setzte und die Verfolgung von protestantischen Geistlichen im großen Stil einleiten ließ.

Der kirchentreue Kalvinist Thököly beschloss zu kämpfen. Im Alter von 16 Jahren verließ er Siebenbürgen und trat den antihabsburgischen Verschwörern bei. Ursprünglich handelte es sich um eine Bauernrebellion in den nord-östlichen Teilen des Staates, aber nach dem sie von Thököly mit militärischem Drill angeführt wurde, stieg sie zur echten Gefahr auf. Thökoly gelang es die vereinzelten Gruppen der Rebellen, der sog. Kuruzen, um sich zu scharen und einen regulären Aufstand zu entfachen. Er zählte auf Eingreifen Frankreichs und nutzte heimlich die Unterstützung der Türkei. Mit der Eroberung der Bergwerke im Erzgebirge sichert er die Finanzierung seiner Truppen. Im Jahre 1681 bekam er eine Verstärkung von 10 Tausend Soldaten aus Siebenbürgen und der Türkei unter Pascha von Großwardein (heute Oradea in Rumänien). Im Jahre 1682 heiratete er Helena (Jelena) Zrinski (ung. Ilona Zrinyi) Tochter des kroatischen Benes Petar Zrinski (ung. Péter Zrínyi) und Witwe siebenbürgischen Fürsten Franz I. Rákóczi. Die Ehe hat zusätzlich seine Position gestärkt. Die Osmanen haben ihm für Tribut in Höhe von 40 Tausend Floren jährlich zum Herzog von Oberungarn erklärt. Thököly hat mit seinen Truppen zahlreiche Städte und Burgen erobert und proklamierte einen Staat mit Zentren Kaschau (Košice) und Tállya. Er wurde auch als tót király „slowakischer König” oder kuruc király „Kuruzenkönig“ bezeichnet, lehnte aber den von den Türken angebotenen Titel ungarischer König ab. Durch das im Mai 1862 mit Kara Mustafa gegen Habsburg geschlossenes Bündnis mit den Türken verbündet, unterstützte er die osmanische Armee bei der Belagerung Wiens. Seine Soldaten verwüsteten die Umgebung der Stadt, brannten Brücken nieder und versuchten das Entsatz Heer aufzuhalten. Der türkische Heerführer, erschrocken durch die Vision einer Niederlage, versuchte die Schuld auf Thököly abzuwälzen. Dieser wiederum erkannte, dass er die Gunst des Sultans verlieren wird und versuchte mit Leopold zu verhandeln. Aber seine Forderungen, die Rechte der ungarischen Protestanten zu schützen und Thököly mit dem Fürstentum im nordöstlichen Ungarn wurden abgelehnt. Auch Johann III., auf dessen Ehrenwort der Kuruzenkönig sich ergeben wollte, lehnte die seinem Sohn Jakob angebotene ungarische Krone ab. In dieser Meinung stützte Johann III. seine Frau Maria, die Thököly für Verräter und Gauner hielt: „so oft habt Ihr, mein liebster Herr geschrieben, man solle ihm kein Erbarmen zeigen“. Aus den Briefen Sobieskis spricht jedoch Sympathie für den Tapferen, aber ein wenig verrückten und in seiner Wut auf die Habsburger verbissenen Ungarn: „Es stimmt, dass Thököly seine Lage in Vielem selbst verschuldet hat, dass er auf meinen Rat nicht hören wollte [ ], aber ich weiß nicht, wozu ihn seine Verzweiflung noch führen kann.“ Es kam zu Wiederaufnahme der Kampfhandlungen und das durch Ungarn in die Heimat zurückkehrende Heer von Sobieski wurde ständig angegriffen. „Die Bauern, Adel unt Soldaten rufen: schlag zu, schlag zu, hau zu wie einen Wolf; die zurückgeblieben Kraken ermorden sie grausam, viel schlimmer als die Türken. Deshalb müssen wir am Tag und in der Nach aufpassen und langsam marschieren, um keine Leute zu verlieren. Sobieski hatte nicht vor, gegen die Ungarn zu kämpfen: Eperjes wollte man nicht einnehmen, nicht wegen Kälte, nicht wegen Nahrung, und nicht aus Spaß. Man hatte auch keine Kräfte mehr. Vergeblich wurde Fileck (Fiľakovo/Fülek) belagert, die stark befestigten Städte wie Kaschau (Kassa) oder Eperjes haben Forderungen Sobieskis ohnehin furchtlos abgelehnt. Diese Niederlagen wurden durch Plünderungen der Dörfer wettgemacht, die man nicht als befestigt bezeichnen könnte. Man hat sich auch kleinere Scharmützel geliefert („Der Herr Burg-Starost von Luck [Ananasius Mieczynski] hat viel Reiter erschlagen unt auch Fußvolk, das ihnen zu Hilfe gekommen war,“), aber das strategische Ziel war eindeutig klar – zurück nach Hause! Schließlich haben die erschöpften Parteien einen Waffenstillstand geschlossen.

1685 wurden die Kämpfe wieder aufgenommen, aber für die Ungarn waren sie eine Folge von Niederlagen. Als Thököly bei den Osmanen in Großwardein (Nagyvárad) um Hilfe ersuchte, wurde er verhaftet und in Ketten nach Belgrad abgeführt. Der Verrat der Verbündeten, verursacht durch frühere Verhandlungen Tökölys, führte zum Wechsel von 17 000 Kuruzen an die Seite ihres bisherigen Todfeindes - des Kaisers. Die Türken haben Tököly einige Monate im Verließ gehalten und noch 1686 mit einem kleinen Heer nach Siebenbürgen geschickt. Aber weder diese Aktion, noch Tökölys Feldzug im Jahre 1688 brachten der Porta erhoffte Ergebnisse. Erst im Sommer 1690 besiegte er die siebenbürgische Truppen bei Zernyest. Daraufhin hat ihm der Landtag in Kereszténysziged den Titel des Fürsten von Siebenbürgen verliehen. Aber es ist etwas anderes zu gewinnen und anderes zu behalten.

Unter dem Druck der Habsburger hat er ein Jahr später sein Herzogtum verlassen und ist wieder zu den Türken übergelaufen, an deren Seite er seinen Kampf gegen Österreich weiter fortgesetzt hatte. Er kämpfte tapfer in den Schlachten bei Slankamen und bei Zenta. Die Habsburger hassten ihn so sehr, dass er namentlich von der Amnestie ausgenommen wurde, die allen ungarischen Aufständischen im Frieden von Karlowitz (1699) festgelegt wurde. 1700 unternahm er seinen letzten Versuch, Siebenbürgen zurückzuerobern. Nach der Niederlage setzte er sich zusammen mit seiner Frau in Galata nieder. Der Sultan verlieh ihm den Titel Graf von Widdin und schenkte weite Ländereien. Er wurde auf dem Friedhof in Nikomedia (heutiges Izmit) beigesetzt Erst im Jahre 1906 konnte seine Gebeine in die Heimat überführt und im heimatlichen Käsmark beigesetzt werden.

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