Jakub Kazimierz Rubinkowski (1668-1749) – Förderer des Kultes um Johann III. Sobieski
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Musée Palais de Wilanów

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Jakub Kazimierz Rubinkowski (1668-1749) – Förderer des Kultes um Johann III. Sobieski
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Zu den Hauptverbreitern der Legende und des Kultes Johanns III. Sobieski im Laufe 18. Jh. gehörte der königliche Postmeister, Ratsherr und Burggraf von Thorn Jakub Kazimierz Rubinkowski, der gleichzeitig auch eine wichtige Rolle im Leben der polnisch-katholischen Gesellschaftskreise Thorns in der ersten Hälfte des 18. Jh. spielte. Eine Zusammenfassung der Biografie dieser außergewöhnlichen und bunten Persönlichkeit, die der Bürger-Sarmate aus Thorn darstellte, wurde in einer gesonderten Monographie aufgezeigt (Vgl. K. Maliszewski, Jakub Kazimierz Rubinkowski. Szlachcic, mieszczanin toruński, erudyta barokowy [Jakub Kazimierz Rubinkowski. Ein Adliger, Bürger von Thorn und barocker Gelehrte] 1982).

Man sollte allerdings an dieser Stelle wenigstens einige der grundlegenden Fakten aus seinem Leben zitieren. Rubinkowski kam am 1. Mai 1668 in Szaflary bei Nowy Targ zur Welt, mitten der unruhigen Kriegszeiten, von denen Polen heimgesucht wurde. Er war der Sohn von Wojciech Rubinkowski und seiner Gattin Katarzyna, geborene Niegoszowska. Obwohl er sich selbst als Mitglied der Szlachta bezeichnete und in seiner politischen Tätigkeit, insbesondere in seinem schriftstellerischen Werk die typische Mentalität eines Sarmaten an den Tag legte, bleibt die Frage seiner adligen Herrschaft umstritten. Sein Vater war vermutlich als Gutsverwalter von Szaflary tätig. Seine ersten Schuljahre verbrachte Rubinkowski wahrscheinlich in der Pfarrschule von Nowy Targ, deren direkter Vorgesetzte in den Jahren 1675–1693 sein Stiefbruder Jan Kazimierz war, der als Pfarrer von Nowy Targ tätig war.

Von entscheidender Bedeutung für das Leben und die spätere Karriere des jungen Jakub Kazimierz wurde seine Ankunft auf den königlichen Hof, wo er wahrscheinlich eine der niedrigeren Funktionen innehatte, wohl eines Sekretärs in der höfischen Verwaltung. Für einen Ankömmling aus dem fernen Podhale wurde der königliche Hof zu einer echten Lebensschule. Dort erhielt er nicht nur die Grundlagen der intellektuellen Bildung, sondern hatte auch die Gelegenheit, zahlreiche Bekanntschaften und Beziehungen in den höfischen und Magnatenkreisen knüpfen. Besonders prägend für den jungen Höfling erwies sich allerdings die Persönlichkeit des Königs Johann III. Auf diese Weise wurde Rubinkowski seit seiner frühen Jugend im Wirkungskreis der Ideologie des Kampfes gegen die islamische Welt involviert, die in dieser Zeit ein eigenartiges Konglomerat der kulturellen Phänomene vom gesamteuropäischen Niveau bildete. Der Sohn des Verwalters aus Szaflary hatte zudem rein persönliche Gründe, ein besonderes Sympathiegefühl für Johann III. zu entwickeln. Der König brachte ihm nämlich viel Vertrauen entgegen, indem er ihn mit verantwortungsvollen Ämtern  betraute – zuerst mit dem Posten des Schreibers der Zollkammer von Podlachien, später im Jahre 1694 des Superintendenten der Wasser- und Landzölle der Provinz Preußen und Masowien. Etwa zeitgleich erhielt Rubinkowski den Titel eines königlichen Sekretärs, nachdem er im Zuge eines fingierten Prozesses vor dem Marschallgericht mit dem Vorwurf der nicht adligen Herkunft konfrontiert worden war, versuchte er sich, gegen die Anschuldigungen zu wehren.

1696 wurde er in das Verzeichnis der Bürger von Thorn eingetragen und vollzog somit schrittweise den Aufstieg von der Tätigkeit eines Höflings und Zöllners in den Rang eines Thorner Patriziers. Dort heiratete er, erwarb städtische Immobilien, gründete ein Landsgut und das Dorf Rubinkowo und wurde mit hohen öffentlichen Ämtern bedacht: des Postmeisters (1715), des Ratsherrn (1724) und des königlichen Burggrafen (1731). Der ehemalige Hofmann Johanns III. und nun neureiche Thorner Bürger genoss auch die Gunst des neuen Königs August II., von dem er mehrere wirtschaftlich lukrative Privilegien erhielt. Als königlicher Postmeister von Thorn (dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne) erhielt er umfangreichen Zugang zu diversen Informationsquellen, die er geschickt zu nutzen wusste. Seit 1716 begann er selbständig schriftliche Zeitungen zu redigieren, die er anschließend auf dem Postweg an führende Würdenträger und Magnaten des Landes verschickte. Auf diese Weise wurde er zu einem der wichtigsten Informanten auf dem Gebiet Königlich Preußen, die von ihm gegründete Redaktion der schriftlichen Zeitungen von Thorn galt in der ersten Hälfte des 18. Jh. als das wichtigste  - nach Warschau -  Pressezentrum der Adelsrepublik.

Rubinkowski verdiente sich als einer der wenigen Katholiken Thorns den Namen eines sog. gelehrten Vertreters der Macht- und Autoritätseliten, indem er seine Zeit zwischen den zahlreichen Pflichten des Kaufmanns und hochrangigen städtischen Amtsmanns und die Interessen eines Literaten, Publizisten, Bibliophilen und Kunstliebhaber teilte. Er erwies sich zudem als ein - für die sächsischen Zeiten - hochklassiger Gelehrte und Verbreiter des historischen Wissens. Er war ein Kenner und Sammler diverser silva rerum, sammelte Bücher und Quellenmaterialien, betrieb zudem auf eigene Kosten eine großangelegte Stiftungs- und Restaurierungstätigkeit. Und schließlich widmete er sich dem schriftstellerischen Schaffen, hinterließ dabei einige historisch-panegyrische Werke von unterschiedlichem Wert. Besonders interessant gilt z.B. sein handschriftlich verfasstes Buch mit dem Titel Hesperyjski ogród (Garten der Hesperiden), eine Art Abriss der Geschichte der menschlichen Zivilisation, ergänzt mit eigenständig vom Autor angefertigten Illustrationen herausragender Persönlichkeiten seiner Epoche. Man kann dabei behaupten, dass Rubinkowski durchaus hohe und für seine Zeit vielfältige intellektuelle Ambitionen an den Tag legte, durch die Kontakte mit den Kreisen der gebildeten Magnaten wie Stanisław Herakliusz Lubomirski (1642–1702), Jan Stanisław Jabłonowski (1669–1731) war Józef Andrzej Załuski (1702–1774) fungierte er auch selbst bis zu einem gewissen Grade als Vertreter des aufgeklärten Sarmatismus in Thorn.

Über den gesamten Thorner Lebensabschnitt dieses aktiven Bürgers (also über  50 Jahre) hinweg bis zu seinem Tod im Jahre 1749 offenbarten sich seine spirituelle Verbindung mit Johann III. Sobieski und der Kult um die Person des Königs. Die Ankunft des 28jährigen Rubinkowski in Thorn erfolgte fast auf den Tag gleich mit dem Tod des Siegers von Wien. Man sollte an dieser Stelle bemerken, dass die Geschehnisse der letzten Herrschaftsjahre Sobieskis – seine Siege und familiäre Feierlichkeiten (wie die Vermählung der Tochter Teresa Kunigunde mit dem bayerischen Kurfürsten) – vor allem dabei der Tod des Bezwingers der Türken, stießen in der altwürdigen Kopernikus-Stadt auf große Resonanz. Am 7. Juli 1695 beispielsweise führten die Schüler des Thorner Akademischen Gymnasiums eine dramatische Inszenierung auf, die vom Professor Paul Pater (1656–1724) ausgearbeitet wurde, mit dem Titel Triumphierendes Alter. Der Inhalt des aus der mythischen griechischen Geschichte entnommenen Stücks knüpfte direkt auf homerische Motive an, indirekt jedoch sollte es den Ruhm des Siegers von Wien verkünden. In der eigenhändig verfassten Einladung bezeichnete Pater dieses Theaterstück Ein Heldenspiel, akzentuierte dabei die Person Johanns III. als Herrscher, Krieger und Held des christlichen Europas. Es scheint allerdings, dass sich der Erinnerungskult des großen Monarchen in den Thorner Kreisen am deutlichsten in der Tätigkeit Rubinkowskis widerspiegelt, vorrangig in seinen literarischen Werken, aber auch teilweise in den von ihm gestifteten Werken der bildenden Kunst.

Vermutlich schon in der frühen Jugend (vielleicht noch während des Aufenthaltes auf dem königlichen Hof) erwachte beim königlichen Sekretär ein Gedanke, ein literarisches Werk über die Person Johann III. Sobieskis, von dem er fasziniert war, zu verfassen. Zu diesem Zweck sammelte er Dokumente, Materialien und Miscellanea über verschiedene Aspekte der politischen Geschichte der Adelsrepublik im 16. und 17. Jh., vor allem über die Problematik der polnisch-türkischen Kriege. Das Werk war im Jahre 1731 druckbereit, seine Erstausgabe erschien jedoch erst 1739 im Verlag des Jesuitenkollegiums von Posen. Die literarische Form des Werks, das mit einem überaus komplizierten, auf den Wappen der Familie Sobieski bezogenen Titel: Janina der Taten der siegreichen Triumphe und der heroischen Tapferkeit Seiner Majestät des polnischen Königs Johann III. auf dem Marsfelde, nach dem Bezwingen der otomanischen und tatarischen Potenz der unsterblichen Jahrhunderten zum Druck abgegeben, lässt sich schwer eindeutig bestimmen, denn die Abhandlung ist gleichermaßen ein apologetisches und moralisierendes historisches Werk, eine Art episch-ritterliches Poem und schließlich ein in Prosa verfasstes Panegyrikon. Den Hauptteil von Janina bildet die hagiographisch konzipierte Beschreibung der Vita Johann Sobieskis. Wir haben hier auch mit einer Art idealisierenden Biographie zu tun, in der der Verfasser zuerst die sündenlose Jugend des Königs schildert, seine Heiligkeit und die Fähigkeit, Großes zu vollbringen, die für seine zukünftige Taten entscheidend sein sollte und als Vorhersehung der vollkommenen Herrschaft galt. Die größte Aufmerksamkeit schenkte Rubinkowski der Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1682–1687, konzentrierte sich dabei überwiegend auf die Genese und den Verlauf des Wiener Entsatzes. Der Autor lieferte eine im Bezug auf die Chronologie wahrheitsgetreue Beschreibung des Zuges der polnischen Truppen in Richtung Wien sowie eine detaillierte Schilderung der einzelnen Phasen der am 12. September 1683 erfolgten Schlacht, die den vereinigten Kräften der christlichen Heere unter dem Oberbefehl des polnischen Königs Johann III. Sobieski einen großartigen Sieg über das die Residenz des österreichischen Kaisers belagerte türkische Heer unter dem Großwesir Kara Mustafa brachte. Die Schlacht wurde vom Autor außergewöhnlich bunt und dynamisch geschildert. Er skizzierte zwei quasi parallel verlaufende Pläne zum Verlauf der Schlacht – einen weltlichen und einen metaphysischen, wies zudem darauf hin, dass am Kampf der Christen gegen die Heiden die himmlischen Mächte beteiligt wären und auf diese Weise der Sieg nicht von der menschlichen Kraft allein vollbracht würde, sondern von der Höchsten Hand, die Sobieski verkörpern sollte. Die Vorstellung der Person des Königs – eines Sarmaten und zugleich ritterlichen Verteidigers des christlichen Glaubens  - in einem möglichst großem Glanz gelang Rubinkowski allerdings nicht, ohne einen übertriebenen Apologetismus an den Tag zu legen. Einen Beweis hierfür liefern die blumigen Epitheta, mit denen der Verfasser Sobieski bezeichnet: Seine Majestät Johann III., die Sonne Europas, der Polnische Luminar, die Finsternis des osmanischen Mondes, Donner der östlichen Länder, Annibal etc. In den Augen des Schriftstellers-Apologeten erschien der polnische Herrscher somit nicht nur als ein Heerführer und Krieger ohne Tadel, sondern auch als einfacher Soldat, dem die Erde sein Bettlager, der Himmel die Decke war. In seinen Kriegstaten überragte Sobieski sogar so berühmte Heerführer wie Alexander der Große, Pompeius, Karl der Große oder Otto I.

In diesen Teil flossen außerdem zahlreiche kostbare Dokumente mit ein, die der Verfasser fragmentarisch  oder  in extenso zitiert. Neben dem weitgehend sachlichen Bericht über die politischen Fakten und Ereignisse, die der historischen Wahrheit weitgehend entsprechen, versah der Thorner Historiograph sein Werk mit diversen Informationen über unheilverkündende Zeichen auf Himmel und Erden, mit denen Gott die Welt vor einem neuen Krieg warnen sollte. Bemerkenswert ist dabei die besondere Fähigkeit zur bildlichen Wiedergabe der Schlachtszenen, die der Autor von Janina an den Tag legte. Seine plastischen Beschreibungen der Kämpfe, die voller Dynamik sind, bilden quasi eine in Wort verkleidete Variante der zeitgenössischen Malerei. Um die historische Handlung zu illustrieren ergänzte Rubinkowski außerdem seine Arbeit mit einer Reihe von Stichen, darunter mit den in Profil verfassten Bildnissen Johanns III. und seiner Gattin, einer Abbildung und Beschreibung des Banners Mohammeds sowie der Zeichnung des Kometen, der 1682 über Wien erschien.

Ein auf diese Weise konstruiertes Buch erlangte schon bald eine große Popularität, seine erste Auflage von 3 Tausend Exemplaren war innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Die Beliebtheit dieses Büchleins stieg so schnell an, dass es innerhalb von 20 Jahren (1739-1759) gleich fünf Mal neu aufgelegt wurde. Was war der Grund für diesen zweifellosen Erfolg der Publikation? Zur Popularisierung des Werks trug mit Sicherheit der Verfasser selbst bei, der 30–40 „Autorenexemplare” an zahlreiche berühmte Persönlichkeiten der Adelsrepublik verschickte, u.a. an den Primas Krzysztof Szembek (1680–1740), den Bischof Józef Andrzej Załuski, den Fürsten Paweł Karol Sanguszko bzw. den Kardinal Jan Aleksander Lipski (1690–1745), versuchte bei dieser Gelegenheit, zahlreiche persönliche Interessen zu befriedigen. Der Verlagserfolg Janinas kann man allerdings auch als ein durchaus komplexes Phänomen bezeichnen. Wie es scheint, wurde das Werk des Thorner Postmeisters – wie der Verfasser selbst bemerkte – geschrieben, um in den Zeiten der späteren Generationen die polnische Jugend zu ähnlichen Werken und heroischen Sachen zu bewegen und gleichsam das Rittertum mit großartigem Mut zu erfüllen, befriedigte in der Tat das echte Bedürfnis der Gesellschaft nach der ruhmreichen heroischen Tradition der Sarmaten, die um die Mitte des 18. Jh. gegen Ende der Herrschaft der sächsischen Könige in Polen ihre Blüte erlebte. Einer der Leser bemerkte dabei: Ihr habt tanquam (...) dafür gesorgt, dass gleichsam dem sich wiedergebärenden Phenix der nomen et fama des tapferen Monarchen in publicom renasci, wofür semper honos nomenque Tuum laudesque manebunt.

Auf diese Weise entwickelte sich Janina um die Mitte des 18. Jh. zu einer Form der Wiederbelebung der ritterlichen Traditionen, die in der Adelsrepublik bereits am Erlöschen waren. Diese historiographische Schöpfung der sächsischen Ära gelangte auch in die Büchersammlungen der Aufklärung, wie etwa in die Bibliothek der Koryphäe der polnischen Aufklärung, des Bischofs Ignacy Krasicki (1735-1801). Gegen Ende des 18. Jh. erreichte sie die Höfe des polnischen Kleinadels (Szlachta zasciankowa) in den östlichen Grenzgebieten des Landes. Gelesen wurde sie u.a. vom jungen Adam Mickiewicz, den sie offensichtlich mit starken patriotischen Gefühlen beflügelte, da er sie nach vielen Jahren in seinem Epos Pan Tadeusz verewigen sollte. Man sollte an dieser Stelle ein Fragment des 8. Buches zitieren, der davon handelt:

... Daß, als König Sobieski eben sein Roß bestieg –

Der päpstliche Nuntius ertheilt' ihm Segen und Gruß,

Und Österreich's Gesandter küßte ihm den Fuß

Und hielt ihm dann den Bügel, – Graf Wilczek hieß der Mann –

Da rief der König plötzlich: Seht doch den Himmel an!

Sieh, hoch ob ihren Häuptern hinzog ein Komet,

Desselben Weges, wie das Heer des Mahomet,

Von Ost nach Westen hin. – Von jener Erscheinung spricht

Auch Pater Bartochowski in seinem Lobgedicht:

›Orientis Fulmen‹ – auf den Triumph von Krakau gedichtet,

Da wird von dem Kometen gar Mancherlei berichtet.

Auch les' ich es im Buch ›Janina‹ dargestellt,

Das den ganzen Heerzug des Königs Johann enthält;

Abgebildet ist dort die Fahne des Mahomet,[179]

Und – ganz wie wir ihn heute sehen, – der Komet.«

»Amen,« versetzt der Richter, »die Deutung hör' ich gern,

Erschiene ein Johann der Dritte uns mit jenem Stern!

Ein Heros lebt im Westen: und über uns dort steht,

Vielleicht, – Gott geb' es! – als sein Bote, der Komet![1] 

Eine andere Auflage des Werks, mit dem Rubinkowski als ein Historiker des 18. Jh. In die Geschichte einging, erschien im Jahre 1842 in Posen. Einige Leser verfassten sogar seine handschriftlichen Abschriften. In einer derart lebendigen gesellschaftlichen Rezeption Janinas zeichnet sich ein spannendes Beispiel, auf welchen Wegen die heroische sarmatische Tradition an die Generationen des 19. Jh. vermittelt wurde und auf welche Weise der Postmeister aus Thorn zur Verbreitung der Legende und des Kultes um Johann III. Sobieski beitrug. Rubinkowskis Buch erfüllte im 18. Jh. und später in den Zeiten der Teilung die Rolle eines Werks zu Stärkung der Herzen, wurde somit zum Prototyp der Romantrilogie von Henryk Sienkiewicz. Der polnischen Gesellschaft offenbarte sich dort die Macht und Größe der alten Adelsrepublik. Das Volk, das im Laufe des 19. Jh. auf unterschiedliche Art seine Kräfte gegen die Besatzer integrierte, benötigte eine Unterstützung der eigenen heroischen Tradition, um sich mit einem neuen Lebensmut und Tatkraft zu erfüllen, die unerlässlich für den ständigen Kampf um die Wiedererlangung der Unabhängigkeit waren. In diesem Sinne steht somit die Problematik der gesellschaftlichen Rezeption Janinas in enger Verbindung mit der Geschichte des polnischen Patriotismus im 18. und 19. Jh.

Der Erinnerungskult um den Sieger von Wien spiegelte sich auch in einigen Werken der bildenden Kunst wieder, die von Rubinkowski in Auftrag gegeben wurden. Erwähnenswert sind hier vor allem zwei Gedenktafeln zu Ehren des Königs Johann III., die vom königlichen Burggrafen für die Johanneskirche und Marienkirche in Thorn gestiftet wurden. Die Stiftung dieser Objekte stand im engen Zusammenhang mit Rubinkowskis Öffentlichkeitsarbeit in Thorn als neugewählten katholischen Ratsherrn, ihr Inhalt knüpfte dabei bewusst an die breit konzipierte sarmatische Tradition. Beide Tafeln symbolisierten einerseits die geistige und ideologische Verbindung des Stifters mit dieser mächtigen Strömung des Sarmatismus, der seinen Höhepunkt während der Herrschaft Johanns III. erlebte, andererseits betonten sie auf ostentative Weise die Verbindung Thorns mit dem Zentrum der königlichen Macht der Adelsrepublik, was angesichts der nach den Geschehnissen der sog. Thorner Unruhen von 1724 steigenden separatistischen Tendenzen des protestantischen Rates von Thorn besonders signifikant wurde.

Einen weiteren Beweis des aufrichtigen Gefühls des Thorner Postmeisters dem großen König gegenüber und ebenso dessen persönlichen Kultes um Person des Herrschers bildete die Stiftung des sog. Sobieski-Altars für die Marienkirche. Sein Hauptteil bestand einer der gemalten Darstellung des Schmerzensmannes, die Rubinkowski vermutlich während seiner Zeit als Höfling von Johann III. Sobieski als Geschenk bekommen hatte. Nach dem Tod des Monarchen bewahrte der Ratsherr dieses Erinnerungsstück sorgsam auf, am Ende seines Lebens, im Jahre 1740 vermachte er das königliche Geschenk den Bernhardinern und kümmerte sich um ein Altarretabel, das einerseits einen würdigen Rahmen für das Werk bilden, andererseits seine höfische Herkunft betonen würde.

Abschließend kann man somit sagen, dass der Postmeister und Thorner Ratsherr Jakub Kazimierz Rubinkowski dem Wirkungskreis der sarmatischen Tradition und Ideologie stark behaftet war und nicht nur in Thorn nachhaltig zur Verbreitung der Legende und des Kultes um Johann III. Sobieski in der sächsischen Epoche beitrug, sondern auch in seiner Rolle als Verfasser von Janina einen wichtigen Beitrag zur Wiederbelebung dieses Kultes in ganz Polen leistete.


 [1]Mickiewicz, Adam: Herr Thaddäus oder der letzte Einritt in Lithauen. In: Poetische Werke, Leipzig 1882, Band 1.

Erstdruck: Paris 1834 (2 Bde). Hier nach der Übers. v. Siegfried Lippiner.

Quelle: http://www.zeno.org/Literatur/M/Mickiewicz,+Adam/Versroman/Pan+Tadeusz+oder+Die+letzte+Fehde+in+Litauen

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