Marie Casimire d’Arquien de la Grange Sobieska
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Musée Palais de Wilanów

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Marie Casimire d’Arquien de la Grange Sobieska
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Marie Casimire kam in der Familie der Henri de la Grange, Marquis d’Arquien und der Françoise de La Châtre zur Welt. Datum und Ort ihrer Geburt sind strittig. Der Autor der besten Biografie – Michał Komaszyński – ging davon aus, dass Marie Casimire 1641 geboren wurde; das genaue Datum, den 28. Juni 1641, nannte der Königssohn Jakub in seinen Aufzeichnungen. Dieses Datum kann dennoch nicht als gesichert gelten, da es weder von der Königin noch ihrem Vater bestätigt wurde. Im Jahr 1646 nahm die nach Polen reisende Luisa Maria Gonzaga das Mädchen mit sich, da sie die schwierige materielle Situation ihrer Eltern, die noch mehrere weitere Kinder hatten, entlasten wollte. Einige Zeit später kehrte Marie Casimire nach Frankreich zurück, wo sie eine Klosterschule absolvierte.

Am polnischen Hof tauchte sie erneut als reifes Maid auf, die durch ihren Liebreiz wahre Triumpfe feierte. Luisa Maria wollte ihrem schönen Zögling eine gute Zukunft zusichern und verheiratete sie mit dem unglaublich begüterten Jan Zamoyski, dem Enkel des gleichnamigen Großkanzlers. In der Zeit der Schwedenkriege, die in die polnische Geschichte als „Sintflut“ eingegangen sind, hatte sich dieser seine Unabhängigkeit sowohl von Johann Kasimir als auch Karl X. Gustav gewahrt. Die Königin versuchte also nicht zuzulassen, dass dieser Bindungen mit Schweden eingeht. Trotz der lauteren Absichten, von denen ihre Korrespondenz zeugt, gelang es Marie Casimire nicht, ihrem Gemahl näher zu kommen und Erfüllung in der Ehre zu finden. Sie langweilte sich in Zamość, wo sie gemäß den Wünschen ihres Gemahls leben sollte, auch während seiner zahlreichen Abwesenheiten.

Die Unterhaltung und emotionalen Trost suchende Marie Casimire näherte sich Johann Sobieski, der sie schon früher am Hofe kennen gelernt hatte und sich angeblich auf den ersten Blick in sie verliebt hatte (auch wenn viel darauf hinweist, dass es sich um hierbei um eine ebenso schöne wie falsche Legende handelt). Aus den wenigen Berichten geht hervor, dass die Anfänge ihrer näheren Bekanntschaft stürmisch und weit weniger romantisch waren. Die ersten Schwierigkeiten wurden jedenfalls überwunden. Die Gefühle des Paars vertieften sich, der erste Zauber wurde zur Liebe. 1881 gelobte Jan Sobieski, er werde keine andere Frau heiraten und das Paar begann von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Aus den Quellen geht hervor, dass Marie Casimire sich bemühte, Vorsicht zu wahren, denn schließlich war sie es, die durch ihr Eheversprechen gebunden war. Eine Methode, Problemen aus dem Weg zu gehen, waren wohl ihre Reisen nach Frankreich, wo sie Rückhalt in ihrer Familie fand.

Im Frühjahr 1665 verstarb Jan Zamoyski recht unerwartet. Das Vorgehen sowohl Marie Casimires als auch Jans in dieser Situation war nicht ganz eindeutig und weckt auch heute noch Zweifel der Historiker, was die Aufrichtigkeit ihres Handelns angeht. Dennoch kam es schließlich zum Eheschluss. Die Trauung fand sogar zweimal statt – einmal im Geheimen und ein zweites Mal feierlich, was wiederum Gerüchte hervorrief und Unmut darüber, das Marie Casimire die übliche einjährige Trauerzeit nach dem Tod ihres Mannes nicht eingehalten hatte. Jan Sobieski war zu jener Zeit bei Hofe unabkömmlich und bekleidete hohe Ämter.

Einige Zeit nach der Hochzeit reiste Marie Casimire nach Frankreich, um ihre Gesundheit zu kurieren und die Frucht ihres Leibes zu retten. der Aufenthalt an der Seine besserte ihren Zustand; es scheint gar, dass sie mit den Jahren im seltener erkrankte. Der damals zur Welt gekommene Jakub war das gesündeste Kind der Sobieskis und sollte am längsten leben. Die Trennungen der Liebenden, verursacht sowohl durch die Reisen der Marie Casimire (ein weiteres Mal nach Frankreich, aber auch wiederholt durch Polen, um die Güter ihres Gemahls zu inspizieren), wie auch die Pflichten, die Jan Sobieski von seiner Gemahlin abhielten, schlugen sich in der reichen Korrespondenz der Eheleute nieder. Erhalten geblieben sind nur solche Briefe Sobieskis, in denen er seiner tiefsten Liebe und Sehnsucht Ausdruck verleiht. Dabei konnte es vorkommen, das er im Sturm der Gefühle seine Frau beschuldigte, seine Emotionen nicht zu erwidern, was späteren Historikern Gelegenheit gab, Marie Casimire als gefühlskalte Manipulatorin zu beschreiben. In Wirklichkeit bestätigen die erhaltenen Briefe Marie Casimires an ihren Ehemann eine solche Sicht jedoch nicht. Mag sie auch weniger exaltiert gewesen sein als ihr Geliebter, so äußerte sie auch nicht jenes Maß an Egotismus, wie es für diesen kennzeichnend war.

Marie Casimire erlebte rund ein Dutzend Schwangerschaften und gebar sieben Kinder, von denen vier das Erwachsenenaltere erlebten. Diese waren Gegenstand der Begeisterung des Vaters, wovon seine Korrespondenz zeugt, aber auch der steten Fürsorge der Mutter. Ihre Bemühungen um günstige Eheschließungen für ihre Sprösslinge waren zweimal von Erfolg gekrönt. Jakub und Teresa Kunegunda ehelichten Personen, die ihrem Rang entsprachen und fürstlichen Familien entstammten. Es gelang ihr nicht, ihre jüngeren Söhne vor dem Tod ihres Mannes zu verheiraten, aber später bemühte sie sich, auch für sie gute Partien zu finden. Dies galt auch für die Enkel, die sie auf europäischen Thronen zu sitzen sehen wünschte. Zeit ihres Lebens war die Gewährleistung einer guten Zukunft für die ganze Familie ihre Hauptantriebsfeder. Sie fürchtete sehr, der ruhmreiche und hochverdiente Name Johanns III. könne ohne Nachkommenschaft untergehen. Niemals aber machte sie ihrer Schwiegertochter Vorwürfe, dass sie ihm keinen gesunden Sohn geschenkt hatte.

Nach der Wahl Jan Sobieskis zum König versuchte man, Marie Casimire nicht zur Krönung zuzulassen. Dennoch wurde das Paar im Februar 1676 gemeinsam gekrönt. Nach wie vor ist nicht geklärt, welchen Anteil die Königin an der Politik ihres Gemahls hatte. Mit der Zeit, nach dem Tod des Königs, neigte sie wohl dazu, den eigenen Einfluss etwas zu überhöhen. Auf diese Weise versuchte sie ihre eigene Position aufrechtzuerhalten und weiterhin für die Söhne einzutreten. In der Regel wird ihr erheblicher Einfluss auf die polnische Politik in den letzten Lebensjahren Johanns III. anerkannt. Man spricht zuweilen gar von einer Regentschaft Marie Casimires. Dagegen ist anzunehmen, dass der kränkliche, von seinen Niederlagen in der Moldau frustrierte und dem Widerstand der Opposition bedrängte König seine Aktivität ganz einfach selbst einschränkte. Nach den Spannungen und plötzlichen – wenngleich völlig begründeten – politischen Kehrtwenden in der ersten Zeit seiner Herrschaft, waren seine späten Jahre nicht nur ruhiger, sondern vor allem auch von Niederlagen gekennzeichnet. Es scheint, dass man versucht war, in dieser Zeit einen größeren Einfluss der Königin auf die Regierungsgeschäfte ihres Gemahls zu erkennen. Marie Casimire wird immer wieder mit Luisa Maria verglichen – und beiden Französinnen auf dem Königsthron gilt der häufige Vorwurf der erheblichen, um nicht zu sagen übermäßigen und für Polen häufig schädlichen politischen Aktivität.

Ohne Zweifel träumten beide Sobieskis während ihrer gesamten Regierungszeit davon, den Thron für ihren Sohn Jakub zu gewinnen. Die Quellen bestätigen nicht die Vorwürfe gegen die Königin, dass sie eher davon geträumt habe, Aleksander zum König zu machen. Die außerordentlich energischen Bemühungen der Sobieskis im In- und Ausland legen dagegen nahe, dass sie von Anfang an ernste Zweifel hegte, ob es ihnen gelingen würde, einem Sohn den Wahlerfolg zu ermöglichen.

Marie Casimire war die Fürsorgerin ihrer Familie. Noch zu Lebzeiten Jan Zamoyskis brachte sie nach Polen ihren Bruder, den Grafen de Maligny, da sie sich um seine Militärkarriere sorgte. Dabei stieß sie jedoch auf den Unwillen ihres ersten Ehemanns. Jan Sobieski dagegen bemühte sich dem Schwager zu helfen, da er merkte, dass er seiner Frau damit einen Gefallen tat. Von da an begleitete ihn der Graf bei seinen Feldzügen. Als die Sobieskis den polnischen Thron bestiegen, brachte Marie Casimire ihre Schwester Marianne mit an die Weichsel, um sie mit Jan Wielopolski zu verheiraten, dem künftigen Großkanzler der Krone. Auch eine zweite Schwester der Königin kam nach Polen, Marie Luise, die Gemahlin des Marquis de Béthune, des Gesandten Ludwigs XIV. in Polen. Marie Casimire sorgte für günstige Ehen für beide Töchter dieses Paars. Am Hofe Johanns III. war auch Henri de la Grange d’Arquien zugegen. Daraus ergaben sich Vorwürfe, die Königin umgebe sich mit ihrer Familie und kümmere sich mehr um deren Los als um die eigenen Kinder, was nach der Quellenlage allerdings kaum der Wahrheit entspricht. Eine der populärsten Legenden über die Königin besagt, sie habe aus einer Laune heraus, um sich an Ludwig XIV. zu rächen, der ihren Vater nicht zum Fürsten und Pair nobilitieren wollte, Johann III. zum Bruch mit Frankreich und dem Bündnis mit dem Kaiser bewegt, während in Wirklichkeit die politische Großwetterlage, die Türkengefahr wie auch die dynastischen Interessen des Hauses Sobieski hinter dieser Entscheidung standen.

Durch Marie Casimires Engagement entwickelte sich am Hofe der Sobieskis das Theater. Die Königin nahm Bezug auf die Tradition der Wasas, indem sie sich um italienische Theatertruppen kümmerte, die bei wichtigen höfischen Anlässen Musiktheateraufführungen darboten. In der Umgebung der Monarchin kamen auch französische Stücke der besten Dramatiker zur Aufführung, an denen sich Höflinge und Hofdamen beteiligten. Die Bühne war oft der Garten von Jaworów (heute Jaworiw, Ukraine). Großen Wert legte man auf die Kostüme, die Königin soll den Schauspielern sogar ihren eigenen Schmuck geliehen haben. Auch die Kinder wirkten an diesen Aufführungen mit, so wie einst die Mutter am Hofe der Luisa Maria.

In den letzte Lebensjahren Johanns III. suchte die Königin nach Arzneien für seine zahlreichen Gebrechen. Sie glaubte, ihm würden Heilwässer helfen und erwog eine Reise zu den berühmten Bädern von Bourbon oder Aachen. Sie pflegte den Kranken, ließ sich ein Feldbett in seinem Schlafgemach aufstellen, um dort nächtelang zu wachen. Auch kochte sie ihm eigenhändig Brühen, die ihn kräftigen sollten.

Nach dem Tode Johanns III., nahm sie ungeachtet der Spannungen, die sich zwischen ihr und ihrem Erstgeborenen ergaben, Aktivitäten auf, um diesem die Wahl zum König zu ermöglichen. Eine Zeit lang ging sie davon aus, dass ihr Schwiegersohn Maximilian Emanuel größere Chancen auf den Thron hätte. Der aber schlug ihren Vorschlag aus, sich um die polnische Krone zu bewerben.

Nach der verlorenen Wahl versuchte Marie Casimire die Beziehungen ihrer Familie zu August II. zu verbessern, aber es stellet sich heraus, dass es für die Sobieskis keinen Platz mehr bei Hofe gab. Damals beschloss die Königin, Polen zu verlassen. Sie beschloss, nach Rom zu fahren (woran sie schon in der Zeit der Interregnums gedacht hatte), wo ihr ein Neffe des Papstes, Don Livio Odescalchi sein Haus anbot. Unter dem Vorwand einer Pilgerreise anlässlich des Jubiläumsjahres reiste die Königin – mit dem erforderlichen Einverständnis des Monarchen – bereits 1698 in Begleitung ihres trotz seiner bald neunzig Jahre immer noch agilen Vaters, dem noch zu Lebzeiten Johanns III. auf Bemühungen der Tochter die Kardinalswürde verliehen worden war, ab. Mit dabei war auch die älteste geliebte Enkelin Maria Casimire, die an der Seite der Großmutter bis zu deren Tod bleiben sollte. Viele Jahre lang bemühte sich die Königin um eine gute Partie für die Enkelin, wobei sie unter anderem Beziehungen zu den aus England vertriebenen Stuarts anknüpfte. Eine Zeit lang kümmerte sich sogar der Papst selbst um die Zukunft der Königstochter.

Die Reise der Marie Casimire und ihres Gefolges durch die italienischen Lande war ein enormer Erfolg. Sie wurde überall feierlich begrüßt; man huldigte ihr für die Rettung des christlichen Abendlandes durch Johann III. Nach ihrer Ankunft in Rom erfreute sich die Königin enormer Popularität und Ehrerbietung. Kardinäle hielten ihre Kutschen an, um ihr den Weg frei zu machen. Die Monarchin saß mit ihrer Enkelin auf den Knien bei offiziellen Audienzen vor Seiner Heiligkeit. Zum Jahrestag des Siegs vor Wien wurde auf Bestellung der Königin eine Heilige Messe für die in dieser Schlacht gefallenen Polen zelebriert. An diesem Tag wurde die Piazza Trinita die Monti illuminiert und die Teilnehmer der Feierlichkeit traten in sarmatisch-orientalischen Trachten auf, wodurch sie die das Interesse der Zuschauer weckten. Ähnliche Kostüme trugen übrigens die Dienstboten der Marie Casimire auch im Alltag. Auf dem Kapitol wurde eine Büste der Königin aufgestellt und eine Gedenktafel anstelle eines Denkmals für Johann III., für das die Königin vergeblich eine Baugenehmigung zu erwirken versuchte, eingemauert. Auf Bestellung Marie Casimires, die energisch für das Gedenken an das Jahr 1683 eintrat, entstanden Lobgesänge und Theatervorstellungen über den Triumpf von Wien.

Nach dem Vorbildeder Königin Christina von Schweden betätigte sie sich als Kunstmäzenin. Ihre alte Leidenschaft war das Theater. Ursprünglich waren die Aufführung zur Eröffnung der Bälle vorgesehen, die in dem von ihr bewohnten Palast stattfanden. Seit 1704 bereitete der königliche Sekretär Carlo Sigismondo Capece musikalische Darbietungen vor. Später funktionierte hier das sogenannte Piccolo Teatro, das sich auf die Straßenfolklore stützte. Zur Jahreswende 1709/1710 nahm das Theater der Königin dank des Interesses ihres Sohnes Aleksander Fahrt auf. Die Bühne der Sobieskis erweckte Aufsehen, da die Stücke dort auch außerhalb der Saison aufgeführt wurden, was aber auch das Missfallen der Obrigkeit erregte, da der Papst versuchte, die Entwicklung des Theaters zu kontrollieren, zuweilen auch durch Aufführungsverbote, aber die Königin hielt sich nicht immer an die Entscheidungen Seiner Heiligkeit. Für ihre Bühne setzte sich engagiert ein und machte keinen Hehl daraus, dass sie in diesem Bereich mit dem Theater des Kardinals Pietro Ottoboni konkurrierte. Sie unterstrich auch, dass man in Venedig ihrer Ansicht nach über eine bessere Theatermaschinerie verfüge, die Darbietungen in ihrem Palast aber geweschmackvoller und populärer seien. Sie ging auch nicht auf die Idee ein, Eintrittskarten zu verkaufen, die aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich die Sobieskis befanden aufkam – eine Idee, die im Übrigen durchaus dem Geist der Zeit entsprach. Darüber hinaus war die Königin als Amirisca Telea Ehrenmitglied der römischen Arkadia. Ihr Mäzenatentum war ein wertvoller Beitrag für die Arbeit dieser Institution. Auch im fernen Italien vergaß Marie Casimire Polen nicht. Weiterhin interessierte sie sich für die Lage im Land. Nach dem Ausbruch des Nordischen Krieges schmerzten sie das Schicksal des Landes und die durch die Durchmärsche der Armeen verursachten Zerstörungen. Natürlich begeisterte sie das Vorhaben, Jakub auf den Thron zu bringen. Sie versuchte den Söhnen vorzugeben, wie sie vorzugehen hätten, um Erfolg zu bringen. Einige Zeit später trat sie in einen Briefwechsel mit Karl XII. ein. Sie freute sich außerordentlich über die erwartete Erhebung ihres Sohnes und die Rückkehr der Familie an die Macht.

Die Information über die Verhaftung der Königssöhne war für sie ein enormer Schock. Sofort leitete sie Bemühungen um die Hilfe des Papstes zu ihrer Befreiung ein und wandte sich auch an Ludwig XIV., Leopold I. sowie insbesondere an Kaiserin Eleonore. Sie war sogar bereit, nach Schlesien zu reisen, um den Gefangenen näher zu sein und ihnen von dort aus zu helfen, aber sie erhielt ein Einreiseverbot für die Habsburgischen Länder. Als sie keine Hilfe in Rom fand (der Heilige Stuhl wünschte keinen Konflikt mit August II., der erst unlängst zum Katholizismus übergetreten war), beschloss sie dem König in der Heiligen Stadt zu schaden. Unablässig wies sie darauf hin, wie sehr Polen unter seiner Herrschaft leide und wie schädlich das Vorgehen des Herrschers für das Land und die katholische Kirche sei.

Unmittelbar nach der Verhaftung der Söhne ging die Königin davon aus, dass der Weg zu ihrer Befreiung die Krönung Aleksanders sein könne. Als dieser sie aber über seinen Machtverzicht in Kenntnis setzte, machte sie ihm bittere Vorwürfe, da sie erkannte, dass das Geschlecht Sobieski auf diese Weise für alle Zeiten die Chance auf Rückkehr auf den Thron verwirkt habe. Sicherlich wusste sie jedoch von der Zusicherung Leszczyńskis, die Krone Jakub zurückzugeben. Nach der Freilassung der Königssöhne nahm sie es ihm übel, dass er sein Versprechen nicht wahr machte.

Sie wollte unbedingt ihre freigelassenen Söhne sehen und lud sie nach Rom ein. Zusammen mit ihrer Enkelin bereitete sie sogar ein feierliche Vorstellung zu ihrem Empfang vor. Außerdem beabsichtigte sie, sich zusammen mit der ganzen Familie auf eine Wallfahrt nach Loreto zu begeben, wie sie während des Aufenthalts der Söhne im Gefängnis gelobt hatte. Ein anderer Grund, die Söhne zu sich zu rufen, war natürlich der, dass sie deren neuerliche Verhaftung fürchtete. Sie war überzeugt, dass sie als potenzielle Thronkandidaten unabhängig von ihrer persönlichen Haltung weiterhin in Gefahr schwebten.

Die sich nach ihren Söhnen sehnende Königin reiste nach Venedig zu einer Begegnung mit der dort getrennt von ihrem Ehemann lebenden Teresa Kunegunda. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter war niemals wirklich eng gewesen. Auch nach den Jahren der Trennung fanden die beiden Damen nicht den weg zueinander. Enttäuscht reiste Marie Casimire also zurück nach Rom, wohin sie erfolglos die Tochter einlud, der die Rückkehr nach Bayern verwehrt war. Bedrängt von traurigen Umständen und Unglücksfällen hatte sie auch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie wurde in Rom immer weniger wahrgenommen und geachtet und begann daher davon zu träumen, die Ewige Stadt zu verlasen. Sie wandte sich an Ludwig XIV. um seine Genehmigung für ihre Rückkehr nach Frankreich. Als sie diese 1714 erhielt, machte sie sich unverzüglich an die Reisevorbereitungen. Sie glaubte, dass die Heimatluft ihrer Gesundheit zuträglich sein würde. Auch wollte sie Versailles und den König besuchen. Diese Pläne wurden jedoch durch ihre angeschlagene Gesundheit und den Tod des Königs zunichte gemacht. Dafür bekam sie Besuch von ihrem Schwiegersohn Maximilian Emanuel, mit dem sie lange Jahre im Briefwechsel gestanden hatte.

Marie Casimire starb am 30. Januar 1716 in Blois. Die Aufgabe ihren kleinen Hofstaat aufzulösen fiel ihrer Enkelin zu. In ihrem Testament hatte die Königin den Wunsch geäußert, ihre letzte Ruhe an der Seite ihres Mannes zu finden, die Entscheidung darüber aber ihren Kindern überlassen. Jakub entschied, diesem Wunsch trotz aller Kosten stattzugeben. Da die Königin beträchtlich verschuldet war, versuchten die Gläubiger, die Überführung ihres Leichnams zu verhindern, um so den Königin zur Begleichung der Außenstände zu zwingen. Den gewitzten Gesandten aus Ohlau hingegen gelang es, die sterblichen Überreste der Königin über die Grenze zu bringen. Beigesetzt wurde sie zunächst an der Seite ihres Mannes und eines Enkels (des Sohnes von Jakub) in der Warschauer Kapuzinerkirche. Im Jahr 1734 wurde gemäß der polnische Tradition, dass die Beisetzung des Vorgängers unmittelbar vor der Krönung des neuen Herrschers stattzufinden hat, wurden die sterblichen Überreste der drei Sobieskis, zusammen mit denen Augusts II. in einem feierlichen Zug nach Krakau überführt und in der Krypta der Kathedrale auf dem Wawel bestattet. Dies war das letzte Königsbegräbnis in der Geschichte der Rzeczpospolita, der polnisch-litauischen Adelsrepublik.

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