© Muzeum Pałacu Króla Jana III w Wilanowie
Silva Rerum   Silva Rerum   |   18.02.2016

Die barocke Musik der Adelsrepublik

In den allgemein akzeptierten, jedoch in ihrer Tendenz vereinfachten Thesen der Historiker unterschiedlicher Kunstrichtungen wurde unterstellt, dass Barock, in seiner Anfangsphase mit Gegenreformation verbunden, eine Reaktion auf die Renaissance war, die in nordischen Ländern Europas von der Reformation beflügelt wurde. Die Veränderungen des Musikstils in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts in Polen, genauer in dem polnisch-litauischen Commonwealth scheint diese These zu bestätigen. Die Politik der römisch-katholischen Kirche und ihrer Hierarchie im ausgehenden 16. und dem beginnenden 17. Jahrhundert hat die Musikwelt in führenden Machtzentren in Polen stark beeinflusst. Wenn auch diese Politik nicht direkt mit gegenreformatorischer Mission in Verbindung gebracht werden kann, so hat sie das persönliche Interesse des damals herrschenden ultrakatholischen Königs Sigismund III. Wasa und einiger weltlicher und kirchlicher Fürsten geprägt, die ebenfalls von der großen politischen Rolle der Musik bei der Imagebildung des Herrschers, der Fürsten und der Kirche überzeugt waren. Das Niveau und den Stil der in der Adelsrepublik gespielten, sowohl kirchlicher- als auch weltlicher Vokal- und Instrumentalmusik beeinflussten im hohen Maße die engen Kontakte nach Rom. Die genauen chronologischen Rahmen der barocken Musik in der Adelsrepublik lassen sich nicht eindeutig bestimmen. Die ersten Anzeichen des neuen Stils in Musikkompositionen lassen sich schon im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts auf dem Hof Königs Sigismund III. beobachten. Barocke Musikkompositionen und Stücke im Orchesterrepertoire entstanden und wurden gespielt zu Regierungszeit Augusts III. von Sachsen und König von Polen, sowie im kirchlichen und klösterlichen Milieu bis zum Lebensende des Königs im Jahre 1763 und später, obwohl zur gleichen Zeit schon auch galante Musik und Stücke im vorklassischen Stil komponiert wurden. Im Zuge der Werbemaßnahmen Königs Sigismund III. im Jahre 1595 mit Unterstützung Papst Klemens VIII. kamen in die Adelsrepublik aus Italien erste zwei Musikkapellen. Zu Beginn des Jahres 1596 zählte das italienische Orchester 23 Personen. Obwohl die Zusammensetzung ständig wechselte, gehörten bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts dem Orchester ständig ca. 20 Italiener an. Bis zum Frühjahr des Jahres 1598 wurde es von Luca Marenzio geleitet, einem Musiker, der von den zeitgenössischen Theoretikern zu den Künstlern des „neuen Stils“ gerechnet wurde. Zu den Werken, die er in der Adelsrepublik komponiert hatte, gehörten mehrhörige Messen (dafür gibt es Quellennachweise) und andere kirchliche Kompositionen, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Madrigalen, eine Musikgattung in dem die entscheidendsten Veränderungen auf dem Gebiet kompositorischer Entwicklung stattgefunden haben. Nach der Abreise Marenzios wurden auf den Posten des königlichen Kapellmeisters ausschließlich Italiener berufen (Giulio Cesare Gabussi, Asprilio Pacelli, Giovanni Francesco Anerio, Marco Scacchi). Sie haben in das Repertoire der königlichen Kapelle Kompositionen im neuen Stil eingeführt und damit auch Geschmack und das Können der lokalen Musiker geprägt. Sie haben auch dazu beigetragen barocke Musik auf den Höfen der Aristokratie und in Kirchen bekannt zu machen. In der wichtigsten Kirche des Staates, dem Dom auf dem Wawel, wurde im Jahre 1619 zum ersten Kapellmeister der vokal-instrumentalen Kapelle der italienische Musiker Annibale Orgas berufen.

            Italienische Neuheiten brachten auch die aus Italien zurückkehrenden Polen mit sich. Wahrscheinlich direkt nach der Rückkehr aus Rom um das Jahr 1601 komponierte der Jesuit Jan Brant das nvitatorium in festo Nativitatis, das erste uns bekannte (unvollständig erhaltene) Werk eines polnischen Komponisten mit Orgelbässen, was man durchaus als Vorläufer des basso continuo, eines für barocke Musik charakteristischen Merkmals betrachten kann. Wenn man auch keinen Beweis für die Anwesenheit Mikołaj Zieleńskis in Italien gefunden hat, so zeichnen sich seine in Offertoria et Communiones totius anni (Venedig 1611) veröffentlichten Werke durch Einflüsse sowohl der Renaissance als auch barocker Musik aus und sind ein wichtiges Beweis für seine hypothetische Italienreise, ja geradezu ein Studium in Italien. Wahrscheinlich hat während seiner Italienreise Wojciech Dembołęcki (Dębołęcki) sein Completorium Romanum (Venedig 1618) komponiert. Es handelt sich um das früheste (leider nicht komplettes) Werk eines polnischen Komponisten mit basso continuo, der mit Ziffern angegeben (beziffert) wurde.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden zahlreiche vokal-instrumentale Kapellen an aristokratischen Höfen und an katholischen Kirchen (vorwiegend Bischofs- und Abtsitzen), sowie an evangelischen Stadtkirchen im Preußen Königlichen Anteils. Der Orgelbau blühte und es entstanden zahlreiche Lautenwerkstätten. Die Musiker erlernten ihr Handwerk bei den Hof- und Kirchenkapellen, bei den Zünften der Musiker, sowie an den von Jesuiten in weiten Gebieten der Adelsrepublik errichteten Musikheimen, die man zu den ersten Berufsschulen für Musiker in diesen Gebieten zählen kann. Die bereits existierenden vokalen Kapellen, angeführt von der berühmten Rorantisten-Kapelle auf dem Wawel (gegründet 1540 von König Sigismund d. Alte), setzten ihr Werk in den Kirchen fort. Ähnliche Kapellen wurden an vielen anderen Stadtkirchen gegründet. In Übereinstimmung mit dem für Barock charakteristischen stilistischen Dualismus, wurden zur gleichen Zeit komponiert und gespielt Werke prima und seconda pratica (im stile antico und im stile moderno). In prima pratica wurden weiterhin polyphonischen Messen und Motetten mit dem Grundsatz des Kontrapunkts der Renaissance komponiert. Aber in Werken der seconda pratica gab es schon Abweichungen von kompositorischen Grundsätzen bezüglich der Tonwahl und des Kontrapunkts, wenn dies einer besseren Interpretation des Inhalts und tieferem emotionalen Textverständnis diente. Sie wurden sowohl für vokale Gruppen (zum Beispiel Madrigalen, die in der Adelsrepublik nicht besonders populär waren, aber von einigen königlichen Musikern geschrieben wurden) als auch für vokal-instrumentale Kapellen komponiert, etwa Oper, geistige und weltliche Dialoge, Oratorien, Konzertmessen, die im erhaltenen Repertoire des 17. und erster Hälfte des 18. Jahrhunderts in Polen dominierenden Kirchenkonzerte, im 18. Jahrhundert auch geistliche Kantaten, Vesper, Andachten, Litaneien, Pastoralen, Klagelieder und Lieder. Es entstand auch, leider sehr schlecht erhaltene Instrumentalmusik: Werke für Orgel und andere Tasteninstrumente (Klavichord, Cembalo), Stücke für Laute und instrumentale Gruppen: Canzonen, Arien, Sonaten und im 18. Jahrhundert auch Kirchensymphonien und concerti grossi. Leider ist nur ein Stück dieser Art erhalten geblieben. Einen besonderen Platz in dem Repertoire hatten Tänze, insbesondere diejenigen, die in ausländischen Quellen als „polnische Tänze“ und im 18. Jahrhundert als Polonaisen bezeichnet wurden. Außer ihnen wurden natürlich auch die in anderen europäischen Staaten populären Tänze vorgeführt. Eingroßer Verlust für die polnischen Kultur stellte die verlorene Musik zu allen drammi per musica, die in der Adelsrepublik auf dem Hof des Königs Sigismund III., insbesondere auf dem Hof von Wladislaw (Władysław) IV., aber auch bei den Königen Michael (Michał) Korybut Wiśniowiecki und Johann III. Sobieski aufgeführt wurden. Das Hoftheater des Königs Wladislaws (Władysław) IV. kann als erstes ständiges Theater nördlich der Alpen angesehen werden. In der Zeit von 1635 bis 1648 wurden regelmäßig auf königliche Bestellung komponierte Opern aufgeführt, die für die Zeit des Barock am meisten charakteristische Musikkomposition. Die Libretti fast aller Opern in italienischer Sprache (wenigstens zehn), die von Sängern und Instrumentalisten der Hoftruppe in Warschau, Wilna und Danzig aufgeführt wurde, stammen von der Feder des königlichen Sekretärs Virgilio Puccitelli. Die Musik komponierte – in einem Fall mit Sicherheit – in anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit der Kapellmeister Wladislaws (Władysławs) IV. Marco Scacchi. Das Bühnenbild wurde ebenfalls von den Italienern übernommen, mit dem Architekten des Königs Agostino Locci d.Ä. an erster Stelle. Nach der Unterbrechung durch den Krieg in der Regierungszeit Johann Kasimirs und nach der Heirat des Königs Michael Korybut Wiśniowiecki mit Eleonora, die wie die beiden Ehefrauen des Königs Sigismund III. und die erste von Wladislaw (Władysław) IV. aus dem Hause Habsburg stammte, kehrte das Musikleben auf den polnischen Königshof zurück. Während der Regierungszeit von Johann III. Sobieski, hatte seine Ehefrau Maria Casimire auf den musikalischen Geschmack den entscheidenden Einfluss. Wie wir wissen, nach dem Tod des Königs hat sie in Rom eine Hofoper eingerichtet, für die Libretti Sigismondo Capeci geschrieben, die Musik Domenico Scarlatti komponiert und das Bühnenbild Filippo Juvarra gestaltet hatte. Die wichtigste Eigenschaft der Bühnenstücke während der Regierungszeit von Sobieski war ihre Vielfalt: französische neben italienischer Musikkunst, raffinierte neben gemeiner Stücke. Nach den Erinnerungen des Jan Chryzostom Pasek, haben die französischen Gesandten an die Königin im Jahre 1674, anlässlich des Sieges von Ludwig XIX über Kaiser Leopold I., in Warschau ein „theatrum publicum” veranstaltet. In den nachfolgenden Jahren wurden an verschieden Feiern in Warschau, Złoczów, Jaworów, Kraków und Grodno diverse Dramen, in der Regel mit Musikbegleitung aufgeführt, etwa von Jean Baptiste Racine, Pierre Corneille und Molière). Anlässlich der Hochzeit des Prinzen Jakub Sobieski mit Hedwig Elisabeth Amalia von der Pfalz am 29.Februar 1691 habe die italienischen Musiker der königlichen Hofkapelle die Oper Per goder in amor ci vuol costanza, zu der der päpstliche Gesandte in Polen, Giovanni Battista Lampugnani den Text geschrieben und der Kapellmeister des Königs Johann III., Viviano Agostini die Musik (verloren) komponiert hatte.

Für die (spätere) Hochzeit der Prinzessin Teresa Kunigunde mit dem bayerischen Kurfürsten Maximilian Emanuel wurde eine „operetta rusticale in musica” Amor vuol il giusto, vorbereitet, zu der wieder Lampugnani den Text verfasst und Agostini eine uns heute unbekannte Musik komponiert hatte. Die Oper wurde am 19. August 1694 im Hoftheater des Königsschlosses in Warschau uraufgeführt und Mitte September dieses Jahres wiederholt.

Die erste erhaltene Oper, sowohl Libretto als auch Musik, die in der Adelsrepublik aufgeführt wurde, war eine divertimento musicale mit dem Titel Latona in Delo. Libretto dazu schrieb Angelo Constantini, die Musik komponierte Johann Christoph Schmidt. In Warschau wurde das divertimento musicale zu Regierungszeit Augusts II. im Jahre 1699 durch die vom Braunschweiger Hof entliehene italienische Truppe Gennaro Sacco vorgetragen. Es war die erste von einer größeren Anzahl von Opernstücken, die man in Warschau während der Regierungszeit der sächsischen Könige sehen konnte. Während der Regierungszeit Augusts II. traten französische und italienische Truppen auf. Die aufgeführten Werke gehörten dem Typus comédie-ballet, den Komödien divertissements und Balletts an. Es wurden auch italienische Oper und Intermezzos, aufgeführt von der Truppe Tommaso Ristoris vorgetragen.

August III. hat sich eindeutig für italienische Oper entschieden. Während seiner Aufenthalte in Warschau wurden sie von den aus Dresden eingereisten Hofsängern vorgetragen, die manchmal von Mitgliedern der comici italiani unterstützt wurden. Eine Reihe von Opern, die in dieser Zeit entstanden, wurde unter der Schirmherrschaft dieses Königs komponiert und aufgeführt. Für ihn komponierte auch Johann Adolf Hasse seine Werke seine Werke, die stilistisch außerhalb des Barock liegen. Im ausgehenden 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Opern, über die wir kaum etwas wissen auch an den großen Adelshöfen aufgeführt. Im Jahre 1748 erfolgte aus Initiative Augusts III. in Warschau die Eröffnung des ersten in Polen für alle zugänglichen Opernhauses, des sogenannten „Operalnia“.

Der zweite Entwicklungsweg der Bühnenkunst und Musik im 17. und 18. Jahrhundert waren Disputationen und Schuldramen, die in erster Linie von den Jesuiten, aber auch von Piaristen anderen Mönchsorden und kirchlichen Gruppen organisiert wurden. Die Aufführungen hatten eine besonders hohe Bedeutung für die Bekanntmachung der barocken Musik innerhalb des Adels und Bürgertums. Einen wahrscheinlich noch größeren Einfluss hatten paratheatralische Vorführungen mit Musik, die während einer Fronleichnamsprozession, eines Kreuzwegs oder Passionen dargeboten wurden.

Das erhaltene Repertoire der in der Adelsrepublik komponierten barocken Musik stammt von einer internationalen Gruppe von Komponisten, die an Königs- und Adelshöfen, sowie in Kirchen und Klöstern wirkten. Die meisten erhaltenen Werke stammten von italienischen Musikern. Außer der bereits genannten maestri di cappella, wirkten auf den Königshöfen der Dynastie Wasa: die Orgelspieler Vincenzo Bertolusi, Vincenzo Gigli (Vincentius Lilius), Giovanni Valentini und Tarquinio Merula, der Sänger Giovanni Battista Cocciola, Geigenspieler Aldebrando Subissati, der Sänger Vincenzo Scapitta (Franziskanermönch und erster Prior der Franziskanerklosters in Warschau); in sächsischer Zeit: Giovanni Battista Luparini (um das Jahr 1700 Mitglied der Jesuiten-Kapelle an der Peter- und Paul-Kirche in Krakau), Giovanni Antonio Ricieri, in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts Kapellmeister des Großhetmans der Krone Stanisław Mateusz Rzewuski, Giovanni Alberto Ristori, der Sohn von Tommas Ristori, Komponist auf dem Hofe Augusts II., und dessen Tod auf dem Hof von August III., die mit den Königen stets nach Warschau reisten.

Die eingereisten Komponisten aus deutschen Ländern oder deutscher Abstammung wirkten sowohl am Königshof und an diversen Sitzen des Hochadels als auch im kirchlichen und klösterlichen Milieu. Zu den ersten gehörten zum Beispiel Friedrich Buchner, in den vierziger Jahren Kapellmeister des Wojewoden von Krakau Jerzy Lubomirski, Ferdinand Lechleitner, tätig für die Lubomirskis in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, Johann Christoph Schmidt, der Kapellmeister der polnischen Kapelle des Königs August II. und Johann Adolf Hasse, Komponist Augusts III.  In der Musiksammlung des Paulinerklosters in Tschenstochau gibt es Werke von Franz Perneckher und Joseph Riepl, die im 18. Jahrhundert aus Dresden nach Tschenstochau kamen und der Klosterkapelle angehört haben.

Die eingereisten deutschen und deutschsprachigen ansässigen Komponisten haben in viele erhalten Werke der Barockmusik hinterlassen, die in Danzig (Gdańsk) geschaffen und aufgeführt wurden. Der Gruppe gehörte etwa Andreas Hakenberger, Paul Siefert, Christoph Werner, Daniel Jacobi, Kaspar Förster d. Ä. und Kaspar Förster d.J., Thomas Strutz, Crato Bütner, Balthasar Erben, Heinrich Döbel, Johann Valentin Meder, Johann Balthasar und Johann Balthasar Christian Freislich, Georg und Georg Siegmund Gebel und viele andere. Im Osten des polnischen Staates, im Unitischen Milieu, komponierten auch Ukrainer, unter ihnen Mikołaj Dylecki, Tomasz Szewerowski und Symeon Pekalicki.

Zu den angesehensten polnischen, polonisierten oder für Polen gehaltenen Komponisten gehörten im 17. Jahrhundert die am Königshof wirkenden Musiker: Adam Jarzębski (als Komponist bekannt wurde er durch die Sammlung seiner für Musikkapelle geschriebenen Instrumentalwerke Cazoni e concerti, sowie einen gereimten Reiseführer durch Warschau Gościniec abo krótkie opisanie Warszawy, Warszawa 1643); Franciszek Lilius, der Musik in verschiedenen Stilen und Arten komponiert hatte (von 1630 bis zu seinem Tod im Jahre 1657 Kapellmeister der vokal-instrumentalen Domkapelle auf dem Wawel); Marcin Mielczewski (von 1644/1645 bis zu seinem Tod im Jahre 1651 maestro di cappella der Kapelle des königlichen Bruders und Bischofs von Breslau (Wrocław) und Płock; Bartłomiej Pękiel (erster königlicher Kapellmeister im 17. Jahrhundert, der kein Italiener war; nach dem schwedisch-polnischen Krieg „Sintflut” übernahm er nach Lilius die Leitung der Domkapelle auf dem Wawel; er verstarb im Jahre 1667); Jacek Różycki (maestro di cappella der vier Könige: Johann Kasimir, Michael Korybut Wiśniowiecki, Johann III. Sobieski und August II.; er verstarb im Jahre 1702).

Zu den bekannten polnischen Komponisten des späten Barock gehörte Grzegorz Gerwazy Gorczycki, von 1698 bis zu seinem Tod im Jahre 1734, Kapellmeister der vokal-instrumentalen Domkapelle auf dem Wawel, der ähnlich wie Franciszek Lilius, Mielczewski, Pękiel und der Italiener Scacchi Musikstücke sowohl in prima als auch seconda pratica komponiert hatte. Der Gruppe weiterer Komponisten der erhaltenen katholischen Kirchenmusik im 17. Jahrhundert gehörten Jan Radomski und Maciej Herman Wronowicz, und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Musiker Paweł Sieprawski, Wincenty Maxylewicz, Mateusz Zwierzchowski an.

Bedeutendes Erbe auf dem Gebiet der liturgischen und paraliturgischen Musik, haben Musikermönche oder für Klöster arbeitende Laien hinterlassen. Dieser Gruppe gehörten die im 17.Jahrhundert lebenden Franziskaner: Wojciech Dembołęcki und Andrzej Chyliński; der für die Jesuiten im 17. Jahrhundert tätige Marcin Kreczmer und im 18. Jahrhundert Jacek Szczurowski, der bereits genannte Italiener Giovanni Battista Luparini und Christian Ruciński, bei den Piaristen Władysław Stachowicz (Pater Damian, verstorben 1699) und Just Caspar (+ 1760). Mitglieder des Zisterzienserordens waren Adam aus Wągrowiec (+ 1629) und höchstwahrscheinlich Stanisław Sylwester Szarzyński (2. Hälfte des 17.Jahrhunderts). Im 18. Jahrhundert komponierten die Karmeliten Eliasz Karmelita und Andrzej Wołoszko, in der Kapelle des Paulinerklosters in Tschenstochau u.a. Jan Kobierkowicz, Wincenty Maxylewicz und Marcin Józef Żebrowski, dessen Werk teilweise durch Eigenschaften der klassischen Musik gezeichnet ist.

Eben im Repertoire dieser, im 18. Jahrhundert zahlreichen, aber nicht immer ein hohes Niveau repräsentierenden Klosterkapellen blieben die barocken Kompositionen am längsten. Zu Zeit als auf dem Königshof von Stanisław August Poniatowski, in zahlreichen Schlössern des Hochadels und in dem soeben gegründeten Nationaltheater in Warschau Opern im Stil der Aufklärung mit polnischen Texten gespielt wurden, bekam man in zahlreichen Klosterkirchen noch barocke Musik zu hören.