Rzeczpospolita-Moskau – ein unvermeidlicher Wendepunkt
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Musée Palais de Wilanów

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Rzeczpospolita-Moskau – ein unvermeidlicher Wendepunkt
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Das im Jahre 1686 mit Russland abgeschlossene sog. „Grzymułtowski-Abkommen” ist als die größte Niederlage der polnischen Außenpolitik Johanns III. Sobieski zu bewerten. Nachvollziehbar ist diese Entscheidung allerdings ausschließlich im Kontext der gesamten Politik, die der Herrscher nach dem Wiener Sieg Mitte der 80er Jahre des 17. Jh. vertrat.  Die Adelsrepublik war wie jeder andere Staat unter keinen Umständen in der Lage, gleichzeitig gegen die Türkei und Moskau zu kämpfen. Nur selten zeichnet sich eine politische Alternative in derart klaren Zügen wie es nach 1683 der Fall war, als der polnische Herrscher vor die Wahl gestellt wurde: entweder ein Krieg gegen das Osmanische Imperium und ein Frieden mit Russland, oder der Frieden mit der Pforte und Revindikationsversuche, die gegen Kreml gerichtet sind. Seine Entscheidung war rational, denn einen Krieg gegen den Sultan konnte er mit starken Verbündeten führen, gegen den Zaren hätte er alleine vorgehen müssen.

Im Krieg gegen die Osmanen ergriff Sobieski bereits 1683  selbst die Initiative, im Falle der Entscheidung für den antirussischen Kurs hätte auch Russland zum Initiator werden können und die Adelsrepublik angreifen. Und da der Krieg gegen die Türkei durch das Bündnis und den Wiener Entsatz von 1683 zur Tatsache wurde, mit dem sich die Mehrheit der politischen Eliten Polens zum gegebenen Zeitpunkt abgefunden hatte, zu einem Angriffskrieg gegen Russland hätten diese Eliten erst mobilisiert werden müssen. Die Perspektiven dieser Politik erschienen somit nicht besonders spannend: entweder den Konflikt zu einem vom Kreml gewählten Zeitpunkt aufzuzwingen, oder eine problematische Chance, den Adelsstaat zur Kriegsinitiative zu mobilisieren, bzw., was übrigens durchaus nicht ausgeschlossen war, der auf unbestimmte Zeit verlängerte jetzige Status „weder Krieg noch Frieden”. Die letztere Möglichkeit erschien, falls man sich für den Rückzug aus dem Krieg gegen die Türken entschlossen und gegen Moskau gewendet hätte, durchaus real, sie war aber auch wohl diejenige, die wie es scheint, bei Sobieski eher für schlaflose Nächte sorgte als die Perspektive eines – sogar risikoreichen -  Krieges gegen die Kanonen des Zaren. Warum? Der Zustand des Provisoriums und der Spannung auf Grundlage eines wackligen Waffenstillstands konnte natürlich  nicht unendlich lange dauern, doch lange genug, dass der mittlerweile betagte Monarch nicht mehr die Möglichkeit hätte, gegen Moskau ins Feld zu ziehen.

Die Vorgehensweise des Königs in den wenigen Jahren nach dem Wiener Entsatz lässt deutlich erkennen, dass der alternde Monarch in dieser Zeit am meisten der Passivität fürchtete. Sobieski sehnte sich immer noch nach Siegen und Ruhm, war sich gleichzeitig auch des Ablaufs der Zeit bewusst. Eine andere Wahl als die tatsächlich erfolgte würde die polnische Politik in eine Driftsituation stürzen: die Befriedung der Beziehungen zu der Pforte würden mit langwierigen Verhandlungen mit dem östlichen Nachbarn einhergehen, während die Chance, sich erneut als siegreicher Heerführer zu behaupten und die ambitionieren Pläne als Politiker zu verwirklichen, für den König unwiederbringlich verloren gegen würde. Der Frieden stellte für den Herrscher, der sich in den Skulpturen seiner Residenz in Willanów als Mars stilisierte, kein Verdienst, viel mehr eine Bedrohung dar. Kein Wunder also, dass sich der kriegerische König statt den Streit mit Russland ohne Hoffnung auf baldigen und effektiven Erfolg fortzusetzen, für die Teilnahme an der sicheren und spektakulären Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Imperium entschied. 

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